EDITORS – The Weight Of Your Love

What is this thing called love that you speak?
We’re out of it, we’re out of it

(Editors – What Is This Thing Called Love)

4 Jahre nach ihrer letzten Veröffentlichung erscheinen die Editors aus Birmingham wieder auf der Bildfläche: mit ihrem vierten Studioalbum ‘The Weight Of Your Love‘ wollen die Briten es so richtig wissen.

Dass im Zuge der Albumproduktion Gitarrist Chris Urbanowicz die Band aufgrund kreativer Differenzen verlassen hatte, warf bereits vor der Veröffentlichung Fragen auf: Wie groß muss die musikalische Umorientierung dieser Band auf diesem neuen Album sein, dass ein langjähriges Bandmitglied sich damit nicht mehr anfreunden kann?

Die gute Nachricht ist: nicht so sonderlich groß. Aber dennoch groß genug, dass sie auffällt. Mit ‘The Weight of your Love’ wollen die Editors keine kleinen Brötchen backen, sondern hinaus auf die Stadionbühnen dieser Welt. Schon immer hatten die Briten einen Hang zum Sakralen, zum dramatischen Auftritt, zu schweren Texten und einer gewissen Portion Düsternis, hatten Stadionrock-Anleihen zwischen den eher indielastigen Songs. Diese Einflüsse jedoch stachen nur ab und zu heraus und gliederten sich homogen zwischen den anderen, besonderen Songs, denen mit Ecken und Kanten, mit Grip und einer rohen Emotionalität ein.

Die ersten Songs des neuen Albums jedoch lassen diese Ecken und Kanten zunächst etwas vermissen – das Album gerät etwas schwerfällig und ziemlich unaufgeregt in Gang. Sänger Tom Smiths Stimme ist immer noch von besonderer Qualität: tief und sonor, auf seltsame Art beruhigend und gleichzeitig dramatisch – doch mit dem mittlerweile vierten Album ist diese angenehme Überraschung leider ein wenig verpufft – und man steht teilweise etwas ratlos vor so manchem Song, der ‘The Weight…’ bevölkert.

A Ton Of Love‘, die erste Single, klingt fast schon ein bisschen nach U2 – aber eben auch nur fast. Ein hymnischer Rocksong, der leider aber nie den Moment des Abhebens erreicht, den man sich erhofft. Stattdessen dümpelt er, so scheint es, ein bisschen orientierungslos in seichteren Gewässern vor sich hin. Erst der vierte Track, ‘What Is This Thing Called Love‘, bringt wieder die Editors zum Vorschein, in die die Musikwelt sich vor vielen Jahren verliebt hatte: eine sensible Ballade, die tatsächlich Spannung aufbaut und sich abhebt vom Rest der Songs. Smith probiert sich an Falsetto-Vocals, der Song hat diesen Editors-typischen dramatischen Aufbau und evoziert tatsächlich die Emotionen, die er besingt.

Und mit diesem Song nimmt das Album dann tatsächlich auch ein wenig Fahrt auf: ‘Two Hearted Spider‘ begeistert mit einem zunächst leise raschelnden und schließlich wunderbar tighten Schlagzeugspiel, mit den typisch-unwiderstehlichen Gitarrenriffs, und Smiths Gesang, der einen mitreißt, und Größe spüren lässt. “Every move you make / brakes me, brakes me” singt Smith da, und die Spannung, unter der er zu stehen scheint, lässt sich beim Hören förmlich greifen. Songs wie ‘Formaldehyd‘ oder auch ‘Hyena‘ schrammeln leider etwas uninspiriert vor sich hin – in ersterem probiert man sich an poppigen Chören und “Hu-Hu-Hu” im Background, aber so richtig organisch will sich das nicht in den Editors-Sound einfügen.

Die Editors sind 2013 da angekommen, wo sie vermutlich hinwollten: im soliden Stadionrock, der sicherlich viele neue Hörer dazugewinnen wird, da er niemandem wehtut und trotzdem noch genügend ”coolen” Indie-Appeal hat, um die alten Fans nicht zu vergraulen. Mit dem neuen Schliff, den sie sich verpasst haben, haben sie sich nur leider auch einige Ecken und Kanten weggeschmirgelt, die einen ursprünglich immer zu ihnen hingezogen hatte.

Editors – The Weight Of Your Love
VÖ: 28. Juni 2013, Play It Again Sam
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EDITORS – A Ton Of Love (Official Video) from PIASGermany on Vimeo.