ALABAMA SHAKES – Sound & Color

My life, your life
Don’t cross them lines
What you like, what I like
Why can’t we both be right?
Attacking, defending
Until there’s nothing left worth winning
Your pride and my pride
Don’t waste my time
I don’t wanna fight no more

(Alabama Shakes – Don’t Want To Fight)

Es ist Mai und im Kopf machen sich schon die Gedanken auf den Weg, die die bisherigen Alben des Jahres zusammenfassen möchten. Och immer diese doofen Listen. Scheiß auf die Listen! Aber wenn es schon eine gäbe, dann würden die Alabama Shakes sie anführen. Da reden immer alle von dem schwierigen zweiten Album und dann kommen die Damen und Herren aus Alabama und präsentieren ‘Sound & Color’ und beseitigen jeden Zweifel, ob sie vielleicht doch nur eine dieser One-LP-Wonder gewesen sein könnten.

Drei Jahre ist es her, dass ihr Debüt ‘Boys & Girls’ erschienen ist und man merkt, dass die Band seitdem viel Zeit im Studio verbracht hat. War die erste Platte noch rougher, sind auf ‘Sound & Color’ die Melodien klarer und die Instrumentierung opulenter. Die Alabama Shakes zeigen wie dehnbar der Begriff Southern Rock eigentlich ist und liefern mit ‘Don’t Want To Fight’ einen derart eingängigen Song, der einem auch noch nach Tagen im Kopf rumspuken wird. Dieses krächzende Schreien zu Beginn des Gesangs ist cooler als jedes “Yeah” oder “C’mon” der letzten paar Jahre und findet seinen Weg direkt in Hüfte und Schultern.

Mit jedem Song spürt man wie die Stimme von Frontfrau Brittany Howard gewachsen ist. War sie damals schon stimmgewaltig, haben sich jetzt noch mehr Soul und Garage darin verirrt. Das klingt cool abgeklärt und sinnlich. Sie hängt an jedem Wort und wir an ihren Lippen, bei ruhigen Songs wie ‘Dunes’, ‘Give Me All Your Love’ oder ‘Miss You’. Immer wieder schäumt sie über, der Gesang überschlägt sich und die Arrangements der Songs geben ihr einen soulig-garagigen Rahmen. Der Sound ist so nah am Hörer und wummert, fuzzt und rumpelt sich direkt ins Herz.

Außerdem ist hier Platz für Neues. ‘Future People’ ist beim ersten Hören zwar sehr typisch für den Sound des amerikanischen Südens, doch in den Nuancen machen sich die Alabama Shakes den Klang zu eigen und überraschen mit einem knatternden Bass und R’n’B-ähnlichem Gesang. Noch futuristischer wird es beim Song ‘Gemini’, der an einen James Blake Song erinnert. Mit einer schlürfenden Schwere schreitet er voran und die verfremdete Stimme Brittany Howards findet sich genüsslich in den Song ein. Ist das jetzt Garage-R’n’B? Neo-Soul? Das Vorzeichen für die nächste Platte? Egal, Hauptsache es gibt eine nächste Platte!

5von5

Alabama Shakes – Sound & Color
VÖ: 17. April 2015, Rough Trade
www.alabamashakes.com
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