COURTNEY BARNETT & KURT VILE – Lotta Sea Lice

Courtney Barnett & Kurt Vile - Lotta Sea Lice

When I’m all alone on my own by my lonesome
And there ain’t a single ‘nother soul around
I wanna dig into my guitar bend a blues riff that hangs
Over everything

When I’m by myself and it’s daytime cuz down-under
Or wherever it is I live when it’s evening
You know I speed-read the morning news and come up with my own little song also
…too

When I step outside to a beautiful morning
Where the trees are all waggin’, my hair-flag waving
The scenery ragin’, my life/love cascading, and the smog hangs
Over everything

(Courtney Barnett & Kurt Vile – Over Everything)

Eine Frau setzt sich hin. Im Hintergrund die Kreuzung einer Vorstadt. Sie lächelt unbeholfen und ehrlich. Ein Mann setzt sich ebenfalls. Er befindet sich vor geöffneter Tür auf einer Veranda. Er schaut suchend und grinst dann in die Kamera. Beide haben ihre Gitarre im Schoß. Was passiert hier? Wir sehen hier zum einen das Video zu Over Everything und zum anderen eine der spannendsten musikalischen Kollaborationen der letzten Jahre. Mit viel Humor lipsyncen Courtney Barnett und Kurt Vile die Strophe des jeweils anderen und wechseln zwischen verschiedenen Locations in Australien und den USA. Schon diese erste Single hat sehr viele Leute sehr glücklich gemacht.

Wer in den letzten Jahren Top-Listen gemacht hat, der hat mit sehr großer Wahrscheinlichkeit Courtney Barnett und Kurt Vile darin aufgenommen. Seit letzter Woche kann man auch beide als gemeinsame Interpreten hinzufügen, am besten unter dem Genre Slacker Rock. Das Musikvideo zu Over Everything fängt genau die Stimmung ein, die der Song sowieso schon ausstrahlt. Zwar sieht man die beiden im Video selbst nie zusammen, trotzdem wird die Freundschaft und die musikalische Verbindung überdeutlich. “I wanna dig into my guitar bend a blues riff that hangs over everything.” Basierend auf dieser Einstellung ist diese Platte entstanden. Zwei Freunde tauschen sich aus, teilen ihre Hoffnungen und Ängste und lassen daraus humorvolle Geschichten entstehen, in denen zwei Gitarren die Protagonisten sind.

Let It Go bleibt dem Blues verhaftet, mit dem die Platte auch in ihrer ganz eigenen Interpretation eingestiegen ist. Im Song geht es um die Nachrichten, die sich die beiden in der Zeit geschickt haben, als die Songs entstanden sind. Gespickt ist er mit sprachlichen Details, die schon von jedem Künstler einzeln Aushängeschild genug sind. Die Snare hämmert, die E-Gitarre quietscht und der Gesang ist so betont langsam und dadurch abgehackt, dass man im ersten Moment etwas irritiert davon ist. Aber genau diese Langsamkeit macht es so charmant. Hier gibt es keine großen Popmomente, hier gibt es die vielleicht ehrlichste Musik der Welt.

Das Cover Fear Is Like A Forest ist im Original von Jen Cloher. Das Tempo haben die beiden zwar beibehalten, aber durch den rougheren Sound wirkt es dennoch schwerfälliger: “Touch is like a tourist, You know when you are home, It’s not that I’m a purist, It’s just I’d rather be alone.” Es ist der erste Song, an dem sie sich gesanglich nicht abwechseln, sondern Kurt Vile lediglich die Backing Vocals übernimmt. Ihre Stimmen harmonieren auf eine ganz schräge Weise, da beide dieses Understatement-Timbre haben. Outta The Woodwork ist dann wiederum ein Barnett-Song in einer Vile-Interpretation. Gleiches geschieht umgedreht nochmal mit Peepin’ Tom. Es entsteht direkt das Bild, wie beide auf dem Sofa sitzen und sich schelmisch die Hände reiben, welchen Song des anderen sie für dieses Projekt covern möchten. Genau wie im Video, beide schon mit der Gitarre im Schoß und wippendem Fuß auf dem Teppich.

Mit einem weiteren Cover endet dieses Album. Untogether – im Original von Belly – ist hier der deutlichste Wink Richtung Folk. Wieder spielen sie mit der Langsamkeit und man möchte ihnen fast die Wörter aus dem Mund ziehen. Erzählerisch fügt sich das perfekt in die Lyrics der anderen Songs ein: “I was shipwrecked with this frog, Who was endlessly testing my faith, He made outrageous demangs, I ignored him ’til I strapped on my boat feet and surfed into shore, He’s not touching me anymore, Untogether, I couldn’t help it, it got hard, You can try your life, But you can’t change the unchangeably”

Courtney Barnett & Kurt Vile – Lotta Sea Lice
VÖ: 13. Oktober 2017, Milk! Recordings
www.courtneybarnettandkurtvile.bandcamp.com