BOYGENIUS – boygenius


Foto-© Kristy Benjamin

I can’t hear you, you’re too far away
I can’t see you, the light is in my face
I can’t touch you, I wouldn’t if I could

I can’t love you how you want me to
I can’t love you how you want me to
I can’t love you how you want me to

Here’s the best part distilled for you
But you want what I can’t give to you
Your hands are gravity while my hands are tied

(boygenius – Bite the Hand)

boygenius heißt die Band bestehend aus Julien Baker, Lucy Dacus und Phoebe Bridgers, die jetzt ihre erste EP veröffentlicht hat. Wer die drei Künstlerinnen und ihre eigenen Projekte kennt, wundert sich nicht wirklich über diese musikalische Zusammenkunft. Sie beschreiben sich selbst, als Fan der jeweilig anderen und standen deshalb immer wieder in Kontakt zueinander. Im Juni diesen Jahres trafen sie sich dann im Studio und manifestierten, was sich da die letzten Monate kreativ angebahnt hatte. Entstanden sind sechs Songs – drei jeweils eigene Songs und drei, die sie gemeinsam als Trio entwickelt haben.

Dadurch, dass sie den kreativen Prozess auf diese Weise aufgeteilt haben, ist immer klar die Handschrift der jeweiligen Künstlerin spürbar. Diese Unterschiede sind wichtig, denn alle drei sind es leid, ständig miteinander verglichen zu werden und eben nicht, weil ihr Musik ähnlich ist, sondern weil sie Frauen sind. Der Name boygenius kommt also nicht von ungefähr. Den Anfang dieser kleinen Supergroup macht auf der gleichnamigen EP Bite the Hand, den man klar als Lucy-Dacus-Song identifizieren kann und der die Stimmen der anderen beiden im Refrain harmonisch einschließt und die ruhige Gitarre und das träge Schlagzeug überflügelt.

Die markanten Stimmen ergeben zusammen ein ganz neues Instrument und empowern sich gegenseitig. Bei Me & My Dog flammt kurz ein Banjo auf, dass von der Stimmgewalt fast eingeschüchtert wirkt. Souvenir ist dann wieder ruhiger und entspannt sich durch die Akustikgitarre und die sich abwechselnden Gesangsparts, die Platz für die persönliche Signatur lassen. Stay Down ist ein typischer Julien-Baker-Song, der bitter ehrlich eine Trennung beschreibt (“I wasn’t a fighter ’til somebody told me, I had better learn to lean into the punch”) und durch die liebevolle Ergänzung der anderen die Verzweiflung unterstreicht und noch spürbarer macht.

Salt In The Wound ist vielleicht das beste Beispiel für die Zusammenarbeit der drei Künstlerinnen. Ist am Anfang Dacus’ Handschrift deutlich hörbar, wandelt sich der Song immer wieder, wird von einem Bridgers- zu einem Baker- und dann eben zu einem boygenius-Song. Der ruhige Dreiviertel-Takt lässt Platz für ein stürmisches Schlagzeug, dass sich an die wild emotionalen Gesangslinien haftet. Vielleicht ist das ja ein schöner Vorbote für das Album, das die drei hoffentlich irgendwann einmal aufnehmen werden.

boygenius – boygenius
VÖ: 9. November 2018, Matador
www.xboygeniusx.com
www.facebook.com/boygeniustrio