47 METERS DOWN: UNCAGED – Filmkritik


Foto-© 2019 Concorde Filmverleih GmbH

I am going to take you to a place that no tourist will ever find in a million years…

(Alexa – 47 Meters Down: Uncaged)

In einem völlig isolierten Unterwasser Höhlensystem in Mexico wird eine vergessene Maya-Ruine entdeckt. Bevor dies an die breite Öffentlichkeit gelangt, wollen vier Teenagerinnen diese einmalige Gelegenheit zu einem abenteuerlichen Höhlentauchgang nutzen. Dass bei ersten Explorationen der Höhlen, welche bar jeglichen Sonnenlichts sind, Haifischzähne gefunden wurden, beunruhigt die Teenager dabei überhaupt nicht. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass tatsächlich Haifische in dem Höhlensystem zugegen sind. Erblindet durch Jahre in der Dunkelheit haben sie ihre anderen Sinne für die Jagd in dem Tunnelsystem optimiert. Nachdem dann auch noch der vermeintlich einzige Ausgang der Höhle verschüttet wird, beginnt ein ungleicher Kampf um das Überleben.

Nach dem Überraschungserfolg von 47 Meters Down war eine Fortsetzung unausweichlich. Da Teil 1, ob des realistischen und unverbrauchten Ansatzes rund um Haifischkäfigtauchen, Fans von Hai-Horrorfilmen durchaus empfohlen werden kann, insgesamt aber nur okay war, waren die Erwartungen an eben jene Fortsetzung denkbar gering. Überraschenderweise setzt Teil 2 innerhalb des Genre-Korsetts jedoch komplett andere Schwerpunkte, verzichtet auf jegliche Storyverbindung zu Teil 1 und fährt damit gar nicht mal so schlecht. Wo Teil 1 versucht eine relativ geerdete, realistische Geschichte um Teenagerinnen beim Hai-Käfigtauchen zu erzählen, schickt uns Teil 2 mit vier Freundinnen in eine Mayahöhle mit blinden Killerhaien. Somit verdoppelt Teil 2 sowohl den potentiellen Bodycount als auch den Trashfaktor. Das mit 12 Millionen US-Dollar mehr als verdoppelte Budget fließt dabei primär in mehr Hai Effekte. Eine gute Entscheidung, denn Regisseur Johannes Roberts hat sich schon in Teil 1 sehr schwer getan eine kohärente Geschichte zu erzählen und sympathische oder gar realistische Charaktere zu erschaffen. Somit profitiert Uncaged von einer geringeren Gewichtung an Charakterentwicklung und Realismus, zugunsten von klassischem Horror.

Gerade in dem Moment, in dem man geneigt ist das Kino aufgrund der wirklich unerträglichen Teenager zu verlassen, schnappt endlich der erste Hai zu. Die Haiangriffe sind dann auch, wenig überraschend, das Highlight des Films. Einige Jump-Scares sind gut platziert, andere weniger. Am besten funktionieren die Momente, in denen die Haie komplett sichtbar sind und nur ob ihrer Blindheit nicht sofort zuschnappen. In den besten Szenen kommen wohlige Erinnerung an den ähnlich konzeptionierten The Decent auf, in dem eine Gruppe weiblicher Höhlenkletterer auf quasi blinde Sub-Menschen trifft. The Decent macht dabei klar, dass die Frauen absolute Profis sind und in dem Film an ihre Grenzen stoßen, ein Konzept das Uncaged ebenfalls versucht umzusetzen. Laut Synopsis sollen alle vier Protagonistinnen erfahrene Taucherinnen sein, verhalten sich aber größtenteils wie die klassischen hilflosen Klischee-Teenagerinnen. Zwischendurch und besonders gegen Ende scheinen sich die Charaktere an ihre Taucherfahrung zu erinnern und die Mädels wissen sich plötzlich wieder zu helfen. Es fehlt also ein wenig die nötige Konsequenz, wie in The Decent toughe Frauen zu zeigen oder wie in Teil 1 Taucherinnen, die zum ersten Mal Unterwasser gehen. So bleiben alle vier Hauptcharaktere sehr blass. Schön, dass die Töchter von Sylvester Stallone (Sistine Rose Stallone als Nicole) und Jamie Foxx (Corinne Foxx als Sasha) ihre ersten größeren Auftritte auf der Leinwand feiern können, mehr als bekannte Namen bringen die Damen hier jedoch nicht mit. Spätestens ab dem Punkt, ab dem die Story Unterwasser geht, sind die Damen absolut austauschbar. Dies liegt jedoch nicht daran, dass sie nicht mehr miteinander sprechen können, was vermutlich besser funktioniert hätte. Anstatt dieses Element des Tauchens für zusätzliche Spannung zu nutzen bedient sich der Film, wie schon bei Teil 1, dem Gimmick der perfekten Funk-Kommunikation zwischen den Taucherinnen. Das Ergebnis ist, dass der Zuschauer zwar Niemanden sprechen sieht, aber alle Darsteller konstant miteinander in Kontakt sind und alle Stimmen quasi aus dem Off kommen. Dadurch wird die Unterscheidung der ohnehin fast austauschbaren Figuren fast unmöglich. Gegen Ende sind all diese Kritikpunkte bei dem herrlich trashigen Showdown, der einfach mal den Schalter auf 13 umlegt, dann aber zumindest kurzzeitig egal.

Wer einen geschickten Aufbau und eine intelligente Auflösung à la dem zitierten The Decent erwartet, wird enttäuscht. Stellt man sich jedoch auf einen guten, andersartigen Hai -Horrorfilm ein, kann man wirklich Spaß mit Uncaged haben. Also, beißt die erste halbe Stunde die Zähne zusammen, es lohnt sich.

47 Meters Down: Uncaged (US UK DO 2019)
Regie: Johannes Roberts
Cast: Sophie Nélisse, Corinne Foxx, Brianna Tju, Sistine Rose Stallone, Brec Bassinger
Kinostart: 10 Oktober 2019, Concorde Filmverleih

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Malte Triesch

Malte wuchs im idyllischen Lilienthal, direkt an der Grenze zu Bremen, der schönsten Stadt im Norden Deutschlands, auf. Seine frühesten Film-Erinnerungen ist, auf dem Schulhof in der neusten TV Movie alles anzustreichen was gesehen und aufgenommen werden muss. Da die Auswahl an Horrorfilmen hier doch recht be- oder zumindest stark geschnitten war entdeckte er Videotheken für sich bzw. seine Mutter, da man diese ja erst ab 18 betreten durfte. Wenn er nicht gerade Filmreviews schreibt ist er wahrscheinlich im (Heim-)Kino oder vor dem Mikrophon für den OV Sneak Podcasts, SneakyMonday.

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