WORKING MEN’S CLUB – Working Men’s Club

Buttons form over me
As the world sinks from beneath
A futile existence
Conjuring bleak

(Working Men’s Club – A.A.A.A.)

Mit betonter Extravaganz, düsterem Credo und einer jugendlichen Selbstwirksamkeit ist das Post-Punk meets New Wave-Quartett Working Men’s Club schon seit ihren ersten Tagen in vieler Munde. Und der Hype wird jetzt mit der ersten LP endgültig real. Der Guardian hob die Band bereits im vergangenen Jahr als „Band To Watch“ hervor, und auch das Clash-Magazin hat nur lobende Worte für die britischen Newcomer übrig. Das Gespann um Bandkopf Sydney Minsky-Sargeant veröffentlicht nun, nach einigen Monaten Pandemie-Verzögerung ihr selbstbetiteltes Debüt bei Heavenly. Lässiger Groove vereint sich mit einem 80er-gespickten Sound und blitzt nur so vor Rhythmus und dunkel schattierten Klangbildern.

Das bassige Valleys gibt den Einstieg und nach zweiminütigem Synth-geladenem Intro gibt Sänger und Bandleader Sydney schließlich seinen Einstand. Der Groove ist hier ebenso da wie auf dem folgenden A.A.A.A., wo die Vocals in ihrer düsteren Stilistik à la Joy Division in einen magnetisierenden Strudel hinabziehen, aus dem dann auch das dritte Stück John Cooper Clarke nicht erlösen kann, wenn hier auch zu Beginn ein helltönigerer Vibe verströmt wird. Die Kombination aus der Düsterkeit der Stimme und den retro-verliebten Beats und Synths macht indes den besonderen Reiz dieser Platte aus. White Rooms And People glänzt mit einem funkigeren Fundament, mehr Rhythmus-Gitarren und dem monotoneren Gesang, der dann aber zum Chorus hin hinauffliegt in melodischere Höhen. „We’re friends in the summertime and knocking at my door / We’re friends in the summertime and asking me for more and“ – das klingt nicht gerade nach punkiger Düsterkeit. Die Fenster aufgemacht werden auch im nächsten Track Outside, einer der abwechslungsreichsten Songs, geradezu atmosphärisch und vor allem melodisch. Das nächste Be My Guest dröhnt dann wieder apokalyptisch mit dröhnenden rhythmischen Bässen die Zuhörerschaft vor sich her. Aber der Vibe ist elektrisierend, wenn man sich einmal in den Strom gestellt hat dann macht das wirklich Spaß, und ist weit mehr als pure Retro-Philie. Und vielleicht sind diese Töne dann auch einfach ein angemessenes Bild unserer Tage der Konfusion und Monotonie. Wenn man sich den Text von Teeth vor Augen führt: „These days/ This time/ Gets stuck / Between the lines“.

Mit unnachgiebiger Energie, nicht selten frenetisch, immer aber groovig und lässig präsentieren Working Men’s Club zwischen harten aber auch mal weicher gestimmten Beats wie Punk für unser Jahrzehnt klingen kann. Dass dabei eine beachtliche Mixtur aus düsterem Pathos, tanzbaren Beats und euphorischer Extravaganz herausgekommen ist, das zeigt sich allerspätestens im zwölfeinhalb-minütigem Schlusstrack-Epos Angels, wo nochmal alles herausgeholt wird. Dies dürfte ein würdiger Erstling werden, der dem Quartett hoffentlich genug Luft für den nächsten Coup geben wird.

Working Men’s Club
VÖ: 02. Oktober 2020, Heavenly Recordings
workingmensclub.bandcamp.com
heavenlyrecordings.com/artist/working-mens-club
www.facebook.com/WorkingMensClubb

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Andreas Peters

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