MEMORY – SEIN LETZTER AUFTRAG – Filmkritik


Foto-© Rico Torres | Open Road Films / Briarcliff Entertainment

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(Alex – Memory – Sein letzter Auftrag)

Wahnsinn ist, die gleiche Sache zu wiederholen und zu hoffen, dass sie einen anderen Ausgang hat. So oder so ähnlich lautet ein berühmtes Zitat aus dem Videospiel Far Cry 3. In Sachen Liam-Neeson-Actionfilmen ist es besonders zutreffend. Wir haben den Star der Taken-Reihe schon in unzähligen Revenge-Filmen gesehen, dass es gefühlt schon ein eigenes Genre geworden ist. Entweder als Ex-Cop, -Soldat, -Spion oder eben -Auftragsmörder zieht Neeson los, um den Bösen dieser Welt den Gar auszumachen. Memory von Regisseur Martin Campbell ist neun der neuste Versuch, dieses Genre fortzusetzen. Ein wahnsinniges Vorhaben mit absehbar wenig Erfolg.

Die Story ist schnell erklärt: Liam Neeson spielt den Auftragsmörder Alex Lewis, der sich auch im hohen Alter noch die Finger schmutzig macht. Als er eine Teenagerin (Mia Sanchez) ermorden soll, weil sie Informationen über einen mexikanischen Menschenhandelsring hat, zögert er jedoch. Der eiskalte Killer hat ein weiches Herz und noch einen Rest Moral in sich. Als seine Auftragsgeber ihn zur Rechenschaft ziehen wollen, begibt er sich auf einen blutigen Rachefeldzug. Sein größtes Hindernis ist dabei sein eigener Verstand. Lewis leidet an Alzheimer und vergisst wichtige Informationen. Ganz im Stil von Memento schreibt er sich alles Wichtige auf seinen Körper. Und damit noch nicht genug Crossover. Guy Pearce, Hauptdarsteller in Memento, ist auch als der rechtschaffende Cop Vincent Serra dabei, der Lewis erst verfolgt, ihm später aber zur Seite steht.

So oberflächlich wie die Handlung sind auch die Figuren in Memory. Killer mit Moral und trauriger Vergangenheit, aufrichtiger Cop mit Traumata durch Schicksalsschlag und ein böses Mastermind in Form von Monica Bellucci – zu keiner dieser Figuren wird irgendeine Beziehung aufgebaut. Das mag daran liegen, dass ihre Figuren wirken wie aus einem Schauspielkurs an der Abendschule oder daran, dass Neeson und Pearce ihren Rollen keinen Funken Abwechslung beimischen. Monica Bellucci bekommt gar nicht erst die Chance, ihre Rolle auszugestalten, denn für mehr als gefühlte 5 Minuten Screentime hat es letztlich nicht gereicht. Während wir wenigstens noch die Motive von Killer und Cop – Rache und Gerechtigkeit – nachvollziehen können, bleiben die Bösen austauschbare Randfiguren. Sowohl bei Belluccis Rolle als auch bei allen anderen Schurken mangelt es dramatisch an Tiefgang und es ist quasi egal, ob sie geschnappt werden, sterben oder entkommen – wer sie sind ist egal und wenn sie verschwinden ist es genauso egal. Keine gute Voraussetzung für einen spannenden Actionfilm. Regisseur Campbell war entweder auf das schnelle Geld aus und hat geglaubt, drei große Hollywood-Stars reichen, oder er ist wahnsinnig. Denn wer sonst würde noch einen Neeson-Actionfilm drehen und glauben, dass er von alleine zum großen Hit wird?

Memory (USA 2022)
Regie: Martin Campbell
Darsteller: Liam Neeson, Guy Pearce, Monica Bellucci, Taj Atwal, Ray Fearon, Harold Torres
Heimkino-VÖ: 30. September 2022, Splendid Films

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Julius Tamm

Hat irgendwas mit Medien studiert, schaut gerne Filme und schreibt auch noch drüber. Autor bei bedroomdisco, FRIZZ Darmstadt, hr-iNFO Online und hessenschau Social Media.

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