BENNY SINGS – Young Hearts


Foto-© Robb Klassen

You’re like a movie star
Picture perfect like a dream
I don’t fit up on that screen
I never did
So many moving parts
Run me down just like a stream
You’re a drug and I’m a friend
I need a fix

(Benny Sings – Movie Star)

Mit seinem achtem Album Young Hearts (veröffentlicht bei Stones Throw) hatte der Niederländer Tim van Berkestijn aka Benny Sings einiges vor. Er wolle eine Platte machen, die größer klingt als all sein bisheriges Schaffen. Passend dazu kam die prompte Antwort von seinem neuen Produzenten: „I can give you that extra slap“. Dieser sehr selbstbewusste Kommentar kommt vom zuletzt Grammy nominierten Kenny Beats, der unter anderem IDLES, Vince Staples und Denzel Curry zu ihren mächtigen Sounds verhalf.

Benny Sings, der bisher keines seiner Alben mit nur einem einzigen Produzenten umsetzte, scheint damit in guten Händen und man hört deutlich, dass die zehn Stücke auf Young Hearts nun aus einem Guss stammen. Das auch grade deshalb, weil auf den Vorgängern eben häufig verschiedene Töne anschlugen, was allerdings auch den unkonventionellen DIY-Charme brachte. Bei perfektionierten Pop-Stücken wie Young Hearts oder The World ist ganz klar ein neues Level an Hit-Tauglichkeit erreicht, doch dafür fällt auch eine leichte Blässe ein, die den ein oder anderen eingefleischten Benny Sings Fan enttäuschen dürfte. Da ist es dann viel eher Pyjamas feat. Remi Wolf, das mit brasilianischer Gitarre und Beats auskommt und die sehr gute entspannte Stimmung bringt, die man sich bei Benny Sings doch immer erhofft. Ebenso wie die süße Melancholie, die in Love Will Find A Way und allen voran Movie Star Benny Sings at-its-Best beschert; es sind immer schon die Momente gewesen, in denen van Berkestijns Stimme leiser wird, bricht, sich fast ins unverständliche auflöst. Toll ist, wie Kenny Beats es schafft, den einmaligen Benny Sings Stil rund um R&B, Soul und Hip-Hop erfolgreich beizubehalten und dabei durch dichtere Instrumentierungen und einen gewissen „Push“ trotzdem merkliche Arbeit leistet, die dem Album noch mehr Lebendigkeit beschert.

Besonders gut zu hören ist das beim mit 3:30 Minuten längsten Song The Only One, der mit seinem eher anstrengenden Intro, jedoch nicht aus dem Kopf zu kriegen ist – spätestens ab dem Moment, wenn der Bass einsetzt. Und das soll sich über das Album fortsetzen; Benny Sings, der sowieso schon Ohrwurmmelodien schreiben kann wie kaum ein zweiter, bekommt mit Kenny Beats einen Produzenten an seine Seite, der genau weiß welche Knöpfe zu drücken sind, um die Aufmerksamkeit hochzuhalten. Das funktioniert großartig, aber wie das dann ebenso ist, manchmal sind es ja grade die Ecken und Kanten, die Freude und persönliche Noten bringen. Das kurz vergessen, klingt das Album sicherlich ungefähr so wie Sings es sich zuvor erhofft hat – größer als seine Alben zuvor.

Benny Sings – Young Hearts
VÖ: 24. März 2023, Stones Throw
www.bennysings.com
www.facebook.com/BennySingspage

Benny Sings live:
30.03.23 Berlin, Lido

YouTube video

Christian Weining

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