ALISON GOLDFRAPP – The Love Invention


Foto-© Mat Maitland

Everything has changed
Everything has changed
In my head, in my heart, in my veins
Everything has changed
Everything has changed
In my head, in my heart, in my veins

Ooh, I’m diggin’ deeper now
Ooh, I’m diggin’ deeper now
Ooh, I’m diggin’ deeper now
I know I’ll find a way
Ooh, I’m diggin’ deeper now
I know I’ll find a way
To the heart

(Alison Goldfrapp – Digging Deeper Now)

Wer in den Nuller-Jahren mit etablierten Disco-Queens wie Madonna oder Kylie Minogue nicht mehr viel anfangen konnte, hatte plötzlich eine coole Alternative: Alison Elizabeth Margaret Goldfrapp aus London, die zusammen mit dem Keyboarder/Multiinstrumentalisten Will Gregory ein nach ihr benanntes Synth-Pop-Duo bildete. Neben Dancefloor-Krachern wie Ooh La La oder Strict Machine sowie den bei Kritikern und Käufern gleichermaßen erfolgreichen Alben Supernature (2006) und Head First (2010) kehrten Goldfrapp freundlicherweise immer mal wieder zu ihren folkigen, cineastischen Felt Mountain-Anfängen zurück. Man wusste also nie wirklich, was von einer neuen Platte zu erwarten war.

Nun liegt das Duo-Projekt offiziell zwar erstmal auf Eis, aber Alison Goldfrapp macht mit The Love Invention solo weiter. Dieser Schritt wurde 2021 begründet, als das norwegische Electronica-Duo Röyksopp an sie herantrat, um an Songs für sein Album Profound Mysteries III zu arbeiten. In welche Richtung geht es nun wohl – eher treibend tanzbar oder ätherisch-melancholisch? Diese Frage beantwortet die am Tag nach der Albumveröffenlichung (am 13. Mai) 57 Jahre alt werdende Britin mit einem klaren Bekenntnis zu pulsierenden Grooves und (Electro-)Beats, zu Disco und House.

Ordentlich abgehende Tracks wie NeverStop, Digging Deeper Now, The Beat Divine, Gatto Gelato oder das tolle So Hard So Hot mit seiner frenetisch blubbernden Bassline entfernen sich so wenig von Goldfrapps Trademark-Sound, dass Will Gregorys Fehlen auf The Love Invention nullkommanull ins Gewicht fällt. Nur bei Subterfuge und dem Closer SLoFLo wird es sphärisch-balladig – ansonsten lockt Alison Goldfrapp ihre Fans neunmal magisch auf die Tanzfläche.

Bis hin zum typischen Albumcover, für das sich Goldfrapp in bonbonbunten Farben als eine Art Dancefloor-Heilige inszeniert, hat sich also wenig geändert bei dieser verdienten, vierfach Grammy-nominierten Künstlerin. “I wanted to do something that had that very clubby, acid-y feeling to it. But I wanted lightness to come out of the chorus – there’s tension there, as well as euphoric freedom”, sagt sie selbst. Kannte man irgendwie schon.

Man kann daher nun enttäuscht sein und eine gewisse Stagnation (auf zweifellos hohem Niveau) beklagen – oder solche Wünsche nach stilistischer Erneuerung einfach beiseite schieben und zu den euphorischen Songs von The Love Invention fröhlich abtanzen. “Ein neues Kapitel in der zukunftsweisenden und doch zeitlosen Diskografie der facettenreichen Künstlerin”, wie vom Label vollmundig angekündigt, wird mit dieser Solo-Debüt-Scheibe nach gut zwei Jahrzehnten einer mehr als respektablen Karriere allerdings nicht aufgeschlagen.

Alison Goldfrapp – The Love Invention
VÖ: 12. Mai 2023, Skint
www.instagram.com/alison_goldfrapp
www.facebook.com/AlisonGoldfrappOfficial

YouTube video

Werner Herpell

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