LAST CONTACT – Filmkritik


Foto-© Kick Film GmbH

Wir schreiben das Jahr 2063 und fast die gesamte Erde ist überflutet. Obwohl kaum noch Ressourcen vorhanden sind, stehen die zwei verbleibenden Fraktionen weiterhin im erbitterten Krieg miteinander. Ein einziger verbliebener Last Setinel, letzter Wachturm einer der Fraktionen, steht einsam mitten im Meer. An Board eine Bombe als Abschreckung und Verteidigung und eine zermürbte, lediglich vier Mann starke Crew, deren Ablösung nach drei Jahren hätte erscheinen müssen und nunmehr drei Monate überfällig ist. Scheinbar auf sich gestellt ist es nur eine Frage der Zeit bis sie Hunger oder Verzweiflung an den Rand oder direkt in den Wahnsinn treiben.

Thomas Kretschmann, hier als Ranghöchster Sgt. Hendrichs, hat aktuell wirklich einen Lauf. War er doch zuletzt international bereits in Infinity Pool und aktuell in Indiana Jones and the Dial of Destiny zu sehen. Mit Kretschmann enden jedoch auch die Gemeinsamkeiten mit den genannten Filmen schon fast, denn Last Contact ist weder Body Horror noch gigantisches Popcorn Kino. Wobei er sich mit Infinity Pool immerhin noch Gesellschaftskritik und das Low-Fi Sci-Fi Setting teilt. So umschifft Regisseur Tanel Toom mit dem isolierten Setting gekonnt die Tücken, die sich aus einem minimalistischen Budget in der Science Fiction ergeben. Mit wenigen Ausnahmen fühlt sich der Film zumindest vom Setting her sehr echt an. Auch die Grundlegende Kritik an dem Drang der Menschheit sich gegenseitig auszulöschen und gerade dann, wenn nur noch wenig übrig ist, mit dem Kampf um das letzte bisschen, in diesem Fall schlicht Land, droht man auch noch das zu zerstören, kommt gut rüber. Was fehlt ist Spannung, Identifikationsfiguren und irgendwo am Ende schlicht Handlung. Die vier Crew Mitglieder, Kretschmans Anführer, nah am stereotypischen Captain Ahab modelliert, der irre Mechaniker Pvt. Baines (Martin McCann), der mehr für seinen Traumsessel als die Menschheit empfindet, Cpl. Cassidy (Kate Bosworth), wortkarg und von Anfang an zwielichtig und ambivalent wem oder was ihre Loyalität gilt. Bleibt noch Protagonist Pvt. Sullivan (Lucien Laviscount), blauäugig, naiv und wahrscheinlich jeden Moment, in dem wir ihn nicht sehen im Gym der Militärbasis (welches wir ebenfalls nie sehen) und ordentlich am Pumpen. Denn, während die anderen sichtlich gezeichnet sind, scheint Smutje Sullivan für sich noch einen extra Vorrat Gemüse und Protein zur Seite gelegt zu haben, denn er sieht viel, viel zu gut und fit aus für das Szenario.

So wartet man gemeinsam mit der Crew knapp zwei Stunden, ob vielleicht doch noch die Ablösung oder eben ein Twist kommt. Viel mehr passiert nicht. Irgendwann taucht natürlich ein Boot auf und bringt eines der zwei mit sich, das war es dann aber auch schon fast an Handlung. Last Contact ist in der Theorie eine spannende Geschichte oder vielmehr bietet er ein spannendes Szenario und auf dem endlos leeren Ozean der europäischen Sci-Fi Produktionen ist allein das schon ein willkommenes Eiland. Dort auch an Land zu gehen, kann man aber leider nicht allgemein empfehlen. Lediglich Sci-Fi Fans mit Interesse am Scenario, genügend Sitzfleisch und ein paar Energydrinks sollten hier den Anker auswerfen.

Last Sentinel (GER, EST, UK 2023)
Regie: Tanel Toom
Darsteller: Thomas Kretschmann, Kate Bosworth, Lucien Laviscount, Martin McCann
Kinostart: 27. Juli 2023, Weltkino Filmverleih GmbH

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Malte Triesch

Malte wuchs im idyllischen Lilienthal, direkt an der Grenze zu Bremen, der schönsten Stadt im Norden Deutschlands, auf. Seine frühesten Film-Erinnerungen ist, auf dem Schulhof in der neusten TV Movie alles anzustreichen was gesehen und aufgenommen werden muss. Da die Auswahl an Horrorfilmen hier doch recht be- oder zumindest stark geschnitten war entdeckte er Videotheken für sich bzw. seine Mutter, da man diese ja erst ab 18 betreten durfte. Wenn er nicht gerade Filmreviews schreibt ist er wahrscheinlich im (Heim-)Kino oder vor dem Mikrophon für den OV Sneak Podcasts, SneakyMonday.

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