DIE LETZTE FAHRT DER DEMETER – Filmkritik


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Demeter is a fine boat, no doubt.

(Doctor Clemens – Die letzte Fahrt der Demeter)

Ende des 19. Jahrhunderts: Das Handelsschiff Demeter soll eine Vielzahl an nicht deklarierten Holzkisten von den Karpaten nach London verschiffen. Neben einer recht überschaubaren Crew befinden sich der entschlossene Kapitän Eliot (Liam Cunningham), sein erster Maat Wojchek (David Dastmalchian), der eher zufällig anwesende Arzt Clemens (Corey Hawkins) und der kleine unschuldige Toby (Woody Norman) an Bord der imposanten Demeter. Als unerklärliche, unheimliche und vor allem blutige Vorfälle die Besatzung langsam in Angst und Schrecken versetzen, nimmt die Reise einen unheilvollen Verlauf – denn etwas Böses hat sich auf der Demeter eingefunden und sucht diese jede Nacht mit seiner furchterregenden Präsenz heim.

Wie der Titel es bereits ankündigt, geht es um die Reise der Demeter und so zeigt sich das Schiff von seiner besten und schaurigsten Seite. Die Demeter ist eindeutig die Hauptdarstellerin des neuesten Horrorfilms von André Øvredal, der mit The Autopsy of Jane Doe bewiesen hat, dass er Schauermärchen meisterhaft erzählen kann. Die Ästhetik ist (alp-)traumhaft und man fühlt sich als Teil der Besatzung auf dem Schiff. Die Stärken der Inszenierung liegen eindeutig im Setting und im Productiondesign, das Schiff, das Meer und besonders das stürmische Wetter werden spürbar eingefangen. Dabei gehen die menschlichen Darsteller ein wenig unter; die Darbietungen sind zwar allesamt sehr solide, leider findet jedoch bei maximal zwei Figuren eine relevante und bei dem größten Teil der Besatzung eine eher unbeträchtliche Charakterisierung statt. Das liegt vor allem an den sehr repetitiven Szenenabläufen, den unlogischen Handlungen und den kümmerlichen Dialogen. Obwohl den Figuren auf dem Schiff viel Spielraum gegeben wird, wird dieser von einigen unnötigen Jump Scares eingenommen und der erhoffte Grusel kommt nicht direkt von der Schreckgestalt im dunklen Schiffsinneren, sondern von der unberechenbaren See, auf der man sich leicht verlieren kann. Dies liegt nicht nur an der fantastischen Ausstattung, den ausgemachten praktischen Effekten und dem pulsierenden Soundtrack von Bear McCreary (Battlestar Galactica, The Walking Dead, Godzilla: King of Monsters), sondern bedauerlicherweise auch an dem Schrecken selbst, der nicht die Gestalt annimmt, die der Zuschauer erwartet. Zu früh fällt der Name „Dracula“ und zu oft wird über ihn als „Dracula“ und nicht über die Gefahr, die er auf dem Schiff verkörpert, geredet.

Währenddessen findet der Zuschauer immer wieder die Zeit, um über Dracula zu sinnieren und der Gedanke an die doch eher romantische Darstellung von Dracula poppt ab und an auf. Und gerade das Bild kollidiert mit dem blutrünstigen Ungeheuer, das über den Verlauf der Reise immer monströser wird und eigentlich keines Namens bedarf. Seine Taten sprechen für sich und werden mit pointierten Gewaltspitzen ordentlich verlebendigt.

Wie die verängstigte Crew selbst ist auch scheinbar der Film dem Untergang geweiht. Kommt er doch fast ohne Marketing in die Kinos und kann sich nicht recht entscheiden, ob er nun ein Dracula-Film sein möchte oder nicht. Für Fans von Horrorfilmen aus den 1970er Jahren und Fans von Schiffsfilmen lohnt sich jedoch allemal die gefährliche Seereise anzutreten und dem Schrecken ins Auge zu blicken.

The Last Voyage of the Demeter (USA / GER 2023)
Regie: André Øvredal
Besetzung: Corey Hawkins, Aisling Franciosi, Liam Cunningham, David Dastmalchian, Javier Botet
Kinostart: 17. August 2023, Universal Pictures International Germany

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Helena Barth

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