CURSE OF THE PIPER – MELODIE DES TODES – Filmkritik


Foto-© 2023 Piper Productions INC

I am looking for something controversial, dangerous!

(Gustafson – Curse of the Piper – Melodie des Todes)

Nachdem Flötistin Melanies (Charlotte Hope) Mentorin auf mysteriöse Weise ums Leben kommt, wird sie von ihrem Dirigenten Gustafson (Julian Sands) unter Druck gesetzt, das bekannteste und dennoch lediglich einmal aufgeführte und nunmehr halb vernichtete Stück Concerto for Children von eben dieser zu vollenden. Doch scheint es gute Gründe zu geben, warum dieses Musikstück unter Verschluss gehalten wurde. Nach und nach wird sie und mehr noch ihre gehörlose Tochter Zoe (Aoibhe O’Flanagan) in den Bann und das düstere Geheimnis hinter der Musik gezogen.

Regisseur Erlingur Thoroddsen, der ebenso das Drehbuch geschrieben hat, hat ein Händchen für B-Horror. So gehen unter anderem auch der ähnlich gelagerte Child Eater (2016) oder der 2017er Rift auf sein Konto. Bekanntester Teil der Crew von Curse of the Piper wird für Horrorfans aber Julian Sands sein, spielte er doch in den Warlock-Filmen den titelgebenden Hexer und in weiteren Kultklassikern wie Gothic (1986) oder auch Naked Lunch (1991) immer wieder voller Inbrunst skurrile bis furchteinflößende Figuren. Anfang 2023 verstorben wird dies eine seiner letzten Rollen sein und nicht zu Unrecht ist der Film ihm gewidmet. Wenn auch leider nicht der Film als Gesamtwerk, ist zumindest seine Performance das Tár des Horrorgenres. Obzwar seine Motivation über weite Strecken des Films vage bleibt, wird klar, dass es ihm nicht um das Vermächtnis der Verstorbenen und ebenso wenig um einen Karriere Boost für Mel geht. So spielt er den zum Wahnsinn neigenden Dirigenten, ohne dabei in Klischees zu verfallen, so bedrohlich und unnahbar, dass Mels Streben nach der Vollendung des Stücks allen Warnungen zum Trotz glaubwürdig genug bleibt. Mels Figur folgt dem aktuell gängigen Motiv der alleinerziehenden Mutter mit finanziellen Nöten, die aufgrund äußerer Umstände in eine Negativspirale gezogen wird, die dann durch übernatürliche Ereignisse verschlimmert werden. Für Kenner des Genres vielleicht etwas abgenutzt, aber immer noch sehr effektiv, wenn auch hier nicht ganz glaubwürdig eingebaut, da ihre recht beeindruckende Wohnung sich zum Beispiel nicht gerade nach sozialem Brennpunkt anfühlt. Sehr organisch fügt sich hingegen ihre Tochter ein, deren Behinderung kein reines Gimmick ist, sondern zentral zum Thema Musik als dem der Geschichte zugrunde liegenden Thema gehört. Während der Trailer hier mal wieder mehr verrät, sparen wir dies in unserer Review bewusst aus. Denn das Rätselraten, was es denn nun eigentlich mit der Musik auf sich hat, ist neben Sands Performance der größte Spaß an dem Film.

Das offenbart jedoch leider auch die Schwäche von Curse of the Piper, denn der echte Horror offenbart sich erst in den letzten Minuten und dann fehlt es ein wenig an Budget und Finesse bei der Inszenierung. Auf dem Weg dahin beschränkt sich der Horror bis auf ein paar sehr gelungene Szenen auf den üblichen Ball, der aus der Dunkelheit zurückgespielt wird und ein wenig Geflüster und Geflöte. Also kommt gerne zu dem Konzert für Julian Sands und bleibt für den Twist, aber erwartet in dem Akt dazwischen keine weltbewegende Arie.

Curse of the Piper – Melodie des Todes (UK 2023)
Regie: Erlingur Thoroddsen
Darsteller: Julian Sands, Charlotte Hope, Philipp Christopher, Aoibhe O’Flanagan
Heimkino-VÖ: 18. Januar 2024, Eurovideo

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Malte Triesch

Malte wuchs im idyllischen Lilienthal, direkt an der Grenze zu Bremen, der schönsten Stadt im Norden Deutschlands, auf. Seine frühesten Film-Erinnerungen ist, auf dem Schulhof in der neusten TV Movie alles anzustreichen was gesehen und aufgenommen werden muss. Da die Auswahl an Horrorfilmen hier doch recht be- oder zumindest stark geschnitten war entdeckte er Videotheken für sich bzw. seine Mutter, da man diese ja erst ab 18 betreten durfte. Wenn er nicht gerade Filmreviews schreibt ist er wahrscheinlich im (Heim-)Kino oder vor dem Mikrophon für den OV Sneak Podcasts, SneakyMonday.

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