THE SMILE – Wall of Eyes


Foto-© Frank Lebon

You know it takes away
It takes the fun out
Maybe I can’t, maybe I can’t be arsed
This crashing currency
These kind of phone calls
These candy aerosols
These massive e-, these massive egos
So big they bend the light.
Who knows what it wants from me?
This goes where it wants to be.
The honey is for the honeybees.
I am gonna count to three.
Keep this shit away from me.

(The Smile – Read the Room)

Die Gründung von The Smile wurde erstmals 2021 bekannt. Sie ist demnach eine relativ neue Formation, die aus niemand geringerem als Thom Yorke, Jonny Greenwood und Tom Skinner besteht. Erstere sind natürlich bekannt für ihre langjährige Zusammenarbeit bei Radiohead, einer der einflussreichsten Bands der letzten Jahrzehnte. Besonders an The Smile ist, dass es die erste größere Zusammenarbeit zwischen Yorke und Greenwood außerhalb von Radiohead ist. Das Debütalbum A Light for Attracting Attention spiegelt ihre Jahrzehntelange kreative Partnerschaft wider, was dem Album einen klassischen Radiohead-Klang verleiht. Mit Tom Skinner ist die Superband jedoch erst komplett, denn er ist der Co-Founder der Jazzband Sons of Kemet und ein Experte in den plötzlichen Rhythmuswechseln, die auch ihr neuestes Album Wall of Eyes prägen. Produziert und abgemischt ist es dieses Mal von Sam Petts-Davies und eine zusätzliche Tiefe verleihen Streicherarrangements des London Contemporary Orchestra.

Mit dem Titelsong Wall of Eyes starten wir in das komplexe Album und schon gehen die Meinungen auseinander. Eine Seite nennt den Track hypnotisierend, samba-artig und tanzbar und die andere beschreibt die Tonalität als verstörend und düster. Was jedoch klar ist, der Song, wie viele andere, lebt von Greenwoods komplexes Gitarrenspiel und Yorkes einzigartiger Stimme. Er ist ein erster Wachrüttler und bereitet uns auf eine Reise zwischen experimentellen Rhythmen, avantgardistischem Jazz, Elektronischer Musik und Post-Rock vor.

Es folgt Teleharmonic und damit eine vollkommen neue Klang-Seite. Der verträumte elektronischer Indie-Sound mit sanftem, harmonischem Gesang erscheint untypisch, aber gelungen. Plötzlich bricht mit Read the Room Yorkes Stimme zusammen. Es wird emotional, wild und düster bevor ein virtuoser Höhepunkt entsteht. Der Abschnitt des Liedes legt den Fokus auf einen markanten rhythmischen Wechsel, besonders wenn Thom Yorke unerwartet zu einem geradlinigen Dreiertakt übergeht. Auf Friend of a Friend kann man die wunderschöne, klare Kopfstimme Yorkes genießen, die von Bass, Piano und sanftem Schlagzeug begleitet wird. Der Track steigert sich in ungeahnte Höhen und bricht wieder zurück zu Gesang und Klavier.

Schon bei Live-Auftritten hat Bending Hectic für Begeisterung gesorgt. Virtuose, verträumte Gitarre sorgt für einen wunderschöner Anfang. Die warme Stimme und Streicher setzen ein und erzeugen einen magischen Musik-Moment. Plötzlich bäumen sich die Streicher horrorfilm-artig ins beinahe Unerträgliche auf. Erst der Einsatz einer wütenden E-Gitarre löst den Schrecken auf und verwandelt sich ein animalisches, verzerrtes Finale. Zu Ende geht das Album mit You Know Me, einem ruhigen Track mit Klavier, leicht kratzenden Streichern und der vertrauten Kopfstimme Thom Yorkes.

Die Superband The Smile ist ein Geschenk für Radiohead Fans und fühlt sich warm und heimelig an. Wall of Eyes sprüht vor kreativer Energie, die einen harmonischen Auslass gefunden hat. Wer noch keine der zahlreichen Live-Auftritte geguckt hat der hat etwas verpasst und sollte es schnellstmöglich nachholen. Es ist ein aufbrausendes Album, das den typischen Radiohead-Klang neu und spannend verpackt.

The Smile – Wall of Eyes
VÖ: 26. Januar 2024, XL Recordings
www.thesmiletheband.com/music
www.facebook.com/thesmiletheband

The Smile Tour:
08.06.24 Hamburg, Stadtpark Open Air
09.06.24 Köln, Palladium
11.06.24 Berlin, Verti Music Hall
20.08.24 Frankfurt, Jahrunderthalle
21.08.24 München, Zenith

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Lea Kleisinger

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