JULIEN BAKER & TORRES – Send A Prayer My Way


Foto-© Ebru Yildiz

Well, her mama caught wind that her daughter’s friend
Might be of the wrong persuasion
Next thing I know, her mama’s calling, telling her daughter
Just the thought of it made her sick over the toilet

Instead of backing me up, Tuesday melted right down
Asked me to write her mother and say, sorry for the confusion
That of course there had been no sin
To emphasize how much I love Jesus and men

How I wish that I hadn’t stepped down and lied
When I acted like it was nothing to me
‚Cause that night, for the first time, I took a knife
To the paper-thin skin on my arms

(Julien Baker & TORRES – Tuesday)

Es gibt Alben, die treffen einen nicht nur im richtigen Moment – sie sind der Moment. Send a Prayer My Way, das gemeinsame Debüt von Julien Baker und TORRES (Mackenzie Scott), ist so ein Werk. Am 18. April – am Karfreitag – erscheint das Album mit dem religiösen Titel via Matador Records und nicht nur dieser schöne Zufall, sondern auch der Sound kommen traditioneller daher als man bei diesem Gespann vielleicht erwartet hätte. Dass ausgerechnet zwei der spannendsten Stimmen des queeren Indie-Rocks nun ein Country-Album machen, mag zunächst überraschen. Doch was wie ein Genre-Ausflug wirkt ist ein in über fünf Jahren entstandenes Manifest für eine Aneignung von Traditionen, Themen und Klängen, die beide Künstlerinnen geprägt haben, auch in ihrer Verhandlung mit Blick auf sich selbst.

Dass es hier um mehr geht als um ein Experiment wurde bereits in der Debütsingle Sugar in the Tank deutlich. Der Song erzählt vom Aufwachsen als queere Person im konservativen Süden der USA. Baker kommt aus Memphis, TORRES aus Georgia. Die beiden verbindet nicht nur eine tiefe Zuneigung zur Country-Musik ihrer Herkunft, sondern auch der Wille, deren Traditionen und Bilderwelten in die Gegenwart zu überführen. Mit vertrauten Elementen wie Pedal Steel, Banjo, Trinkliedern und sanften Harmonien greifen Baker und TORRES die Wurzeln der Country-Musik auf. Obwohl sie sich klassischer Sounds bedienen, klingt das Album nie rückwärtsgewandt, sondern überraschend frisch und nah an der Gegenwart. Tuesday beispielsweise erzählt eine Geschichte von religiöser Bigotterie, Schmerz und Liebe, die klassische Themen nuanciert in die heutige Gesellschaft rückt. No Desert Flower ist eine klassische Folk-Ballade mit Blick auf das soziale und politische Klima der USA der Gegenwart, das wunderschöne Bottom of a Bottle erzählt von Sucht und Verdrängung beinhaltet die namensgebende Zeile: „Truth is easier to swallow // At the bottom of a bottle // If you hear this song someday // Please send a prayer my way“

Baker und TORRES wirken gemeinsam so harmonisch als hätten sie nie etwas anderes gemacht als gemeinsam mit großem Besteck traditionelles Country zu spielen. Sie verbeugen sich nicht nur vor der Tradition, sondern entwickeln das Genre gemeinsam weiter. Man verlässt die 12 Tracks nicht nur mit dem Gefühl, dass hier etwas Großes passiert, sondern auch mit dem Wissen: Du bist nicht allein, irgendwie geht es weiter. Und all das ohne Klischees, sondern einem klaren Blick auf die Realität.

Julien Baker & TORRES – Send A Prayer My Way
VÖ: 18. April 2025, Matador Records
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