TOY STORY 3 – Filmkritik

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“Was kapiert ihr nicht? Wir sind geliefert! Ausgemistet! Am Ende!”

(Herr Kartoffelkopf – Toy Story 3)

Irgendwo steht sie hinten im Regal. Zwar schon etwas eingestaubt und abgenudelt, aber sicher noch lauffähig. Hätte sich mein letzter Videorecorder nur nicht schon vor ein paar Jahren von dieser Welt verabschiedet. Die Rede ist von der alten Toy Story VHS-Kasette. Damals dutzende Male geschaut und wie ich mich kenne, bestimmt gerade auch nicht zurückgespult. Klingt wie aus dem letzten Jahrtausend und ist tatsächlich schon ganze 15 Jahre her,  als uns Woody und Buzz das erste Mal in ihre computergenerierte Spielzeugwelt entführt haben.

Doch ebenso wie wir, ist auch deren Besitzer Andy mittlerweile ein paar Jährchen älter geworden und steht kurz davor, aufs College zu gehen. Seine alten Spielsachen sollen deshalb auf den Dachboden verdammt werden. Glücklicherweise gelangen sie jedoch auf Umwegen in eine Kindertagesstätte. Doch das vermeintliche Paradies für jedes Spielzeug entpuppt sich schnell als alles andere als paradiesisch.

Nur wenige Momente, nachdem die hüpfende Pixar Lampe (natürlich diesmal zeitgemäß in „echtem“ 3D) den Vorhang für „Toy Story 3“ öffnet, bekommt man das komische Gefühl, als hätte man da gerade selbst wieder ein altes Spielzeug vom Dachboden gekramt, welches man zwar irgendwie vertraut, aber doch etwas entfremdet in den Händen hält. Allerdings kommt nach und nach alles wieder zurück und ehe man sich versieht, ist’s, als ob es nie weg gewesen wäre.

Wie von Pixar nicht anders zu erwarten, ist auch „Toy Story 3“ kein flacher Kinderklamauk. Vielmehr eröffnet sich einem bei genauerem Hinsehen eine vielschichtige Fabel mit düsterem Unterton. Es geht um die Suche nach dem Sinn der Existenz, Unsterblichkeit, Aufopferung und Verlust, nicht erwiderte Liebe und Diktatur. Natürlich kommt der Spaß dabei nicht zu kurz, aber er ist sicher nicht die pure Essenz dieses Films. Denn trotz traditioneller Strickmuster stellt sich bald heraus, dass „Toy Story 3“ vielleicht doch nicht ganz so vorhersehbar ist, wie man es zunächst annehmen könnte. Und wenn ich, selbst mit 24 Jahren, am Ende noch ein bisschen kämpfen muss,  nicht doch noch eine kleine Träne zu vergießen, hat mich die emotionale Achterbahnfahrt von „Toy Story 3“ wohl auch nicht kalt gelassen. Also rauf auf den Dachboden und dann rein in die Kinos! „It‘s not flying. It‘s falling with style.“

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Toy Story 3 (USA 2010)
Regie: Lee Unkrich
Sprecher (im Original): Tom Hanks, Tim Allen, Joan Cusack, Ned Beatty, Don Rickles, Michael Keaton
VÖ: Im Kino ab 29. Juli 2010, Pixar Animation Studios

httpvh://www.youtube.com/watch?v=P6jMPoIXG1g