DIE VERSUNKENE STADT Z – Filmkritik

Wer Ausschau nach dem Schönen hält, belohnt sich damit selbst. Und vergiss nie die Worte, die so leicht zu vergessen sind: Des Menschen Streben sollte stets mehr sein als er greifen kann. Für was wäre sonst der Himmel da?

(Nina Fawcett – Die versunkene Stadt Z)

Inmitten von großen Action-Kino, Animation-Filmen und Comic-Adaptionen scheint kein Platz mehr für das ur-amerikanische und ur-romantische Genre des klassischen Abenteuerfilms. Was in vergangenen Zeiten die Blockbuster schlechthin waren, ist mittlerweile zur Randerscheinung geworden, was den US-amerikanischen Regisseur James Gray (Little Odessa, Helden der Nacht – We Owe the Night) jedoch nicht daran hinderte mit Die versunkene Stadt Z seine ganz eigene Version des Abenteuerfilms zu drehen.

Der britische Offizier Percival Harrison Fawcett (Charlie Hunnam) hat alles was es braucht um eine erfolgreiche Laufbahn beim Militär seiner Majestät zu machen, doch aufgrund seiner Herkunft ist ihm der Weg verstellt. Drum gilt es für ihn andere Wege zu gehen, weshalb er zwar zuerst widerwillig, aber dann dafür umso entschlossener den Auftrag annimmt eine erste Expedition als königlicher Landvermesser im Dschungel zu leiten und dort bei einem Konflikt zwischen Brasilien und Bolivien zu vermitteln. Zudem soll das unerforschte Territorium kartografiert werden.

Die Reise gestaltet sich schwieriger als gedacht, stellen sich doch die Pfeile der Einheimischen, Hunger, Moskitos und Piranhas der Expedition in den Weg – doch als Fawcett im Dschungel auf Keramiken, Götzenbilder und Ruinen stößt, glaubt er auf eine uralte und unbekannte Zivilisation gestoßen zu sein. Doch für weitere Nachforschungen sind keine Zeit mehr, weshalb er gefühlt unverrichteter Dinge in die Heimat zurückkehrt. Eine weitere Expedition wird anberaumt und muss abgebrochen werden. Und dann kommt auch noch der Krieg in den Weg – es scheint als könne Fawcett seinen Traum von der versunkenen Stadt Z aufgeben. Doch sein Sohn überredet ihn zu einer allerletzten Expedition.

James Gray ist nicht gerade bekannt für Filme, die sich an gewöhnliche Schemata halten und auch Die versunkene Stadt Z grenzt sich immer wieder von der alten Abenteuerfilm-Klasse ab. Der strahlende Held und Anführer der Expedition – gespielt vom ehemaligen Sons Of Anarchy-Oberhaupt Charlie Hunnam – ist hier vielmehr der immer wieder zweifelnde und hin- und hergerissene Anführer, der versucht einen Weg zu finden das Fremde zu verstehen und zu erkunden. Während andere Regisseure ihre Helden kühn und ruhmvoll mit Gewalt fremde Kulturen einnehmen ließen, versucht sein Held zu vermitteln ist nicht aktiv, sondern vielmehr Beobachter. Das ist sehr schön anzusehen, doch zeigt sich der Film dadurch auch – gerade auch aufgrund der langen Laufzeit von 140 Minuten – nach aktuellen Sehgewohnheiten relativ zäh und hätte durch einen strafferen Erzählstil noch besser glänzen können. Trotzdem ist ein Ausflug zur versunkenen Stadt Z eine Reise wert, für Fans des klassischen Abenteuerfilms, wie für Freunde von stillen und aufwendig produzierten Werken, abseits des aktuellen Blockbuster-Kinos.

The Lost City of Z (USA 2016)
Regie: James Gray
Darsteller: Charlie Hunnam, Robert Pattinson, Sienna Miller, Tom Holland
Heimkino-VÖ: 17. August 2017, STUDIOCANAL

Dominik

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