DRAKE – Scorpion

Alle reden über Drake, Drake is everywhere. Wer ist dieser Drake? Klärt mich mal jemand auf? Ich bin offenkundig nur ein Hipster, der auf alternative Indie-Expermintal-NewAge-Scheiße abfährt und der sich vom Hiphop seit 50 Cents Fall abgewandt hat. Doch zum Glück habe ich meinen Homie Tim, welcher dem HipHop true geblieben ist und der von den Dudes im Rapgeschäft mehr weiß als viele andere. Mit ihm möchte ich über das Phänomen Drake reden und auf sein neustes Album Scorpion eingehen.

Tim, wer ist dieser Drake und warum reden alle über ihn?
Drake ist nicht mehr und nicht weniger als einer der größten Popstars unserer Zeit. In Toronto, Kanada geboren, schrieb er während seiner Zeit als Schauspieler im Teenager-Alter unzählige Texte und hat mit seinen 31 Jahren mittlerweile seine 5. Platte auf den Markt geschmissen, samt unzähliger Mixtapes. Jedes seiner Alben ist vollgepackt mit Hits, man darf ihn als die ultimative Hit-Maschine bezeichnen. Er hält fast jeden Spotify-Ranglisten-Rekord. So zum Beispiel die meisten Plays an einem Tag, die meisten für Alben, usw. Schaut man auf die Billboard-Charts liegt er nur noch hinter Stevie Wonder, Elton John und Michael Jackson.

Was macht ihn so besonders?
Er hat ein unglaubliches Gespür für Hits und außerdem hat er es geschafft als einer der ersten seine Verletzlichkeit zu thematisieren und sich auf der anderen Seite in der meist harten Rap-Szene zu etablieren. Erstaunlich ist die Fähigkeit seine einzigartige Stimme sowohl im Rap als auch im Gesang voll auszuschöpfen. Er beherrscht beide Disziplinen. Während man sich früher für die sensible Hook einen R’n’B Sänger holte, singt Drake das ganze selbst und auch noch besser; für den Rap-Part knallt er dann die Punchlines auf den Tisch. Dadurch entsteht eine wahnsinnige Bandbreite, die er bis zum letzten ausschöpft.

Welche Alben kannst du einem Drake-Neuling empfehlen?
Mein persönlicher Favorit ist Take Care, welches zurecht den Grammy für das beste Rap-Album bekommen hat. Aber auch Thank Me Later ist unbedingt zu empfehlen. Besonders zu erwähnen sei das vierte Album If You’re Reading This, It’s Too Late. Ein als Album veröffentliches Mixtape – man ist sich nicht ganz sicher – welches Drake ohne irgendwelche Promo oder Vorwarnung veröffentlichte. Angeblich um sich aus einem alten Label-Vertrag zu befreien, knallte er es einfach über Nacht raus. “Wenn ihr das lest, ist es zu spät.” Auf dieser Platte ist der softe singende Drake kaum vorhanden. Es ist mehr ein Straßenalbum ohne Radio-taugliche Hits, wie man sie eigentlich von ihm gewohnt ist.

Und was hältst du von der neuen Platte Scorpion?
Drake haut uns mit seinem neuem Album einen ganzen Patzen Songs (25!) um die Ohren. Im Gegensatz zu einem Kayne West, dessen letztes Album nur 7 Tracks hatte, klingt das ganze zunächst ambitioniert und erfreulich. Doch nach mehrmaligen Durchhören bekommt man das Gefühl, dass er die Hälfte der Songs auch hätte weglassen können. Am Sound hat sich einiges getan. Während in Views noch Songs wie One Dance mit einem karibischen Rhythmus um die Ecke kamen, löst sich Drake vollkommen davon los. Es ist reduziert auf Beat und Text. Dabei ist ein Doppel-Album mt ungewöhnlicher Aufteilung: Seite A ist Rap, Seite B R’n’B. Auf dieser Platte versucht er sein komplettes Repertoire auszuspielen, doch vieles wirkt nicht ausgereift und seinen eigenen Ambitionen nicht gerecht werdend. Es kommt einem vor, als hätte er die Themen, auf die er eingehen musste, nur halbherzig und unter Zeitdruck abgehandelt. Das Ganze pläterschert dadurch seine 85 Minuten vor sich hin. Natürlich gibt es ein paar Highlights, zum Beispiel Don’t Matter To Me, bei welchem Drake den letzten King Of Pop Michael Jackson mit einem unveröffentlichten Part auf dem Track würdigt. Auch bei diesem Album werden mit Sicherheit viele Songs in den Charts landen. Bereits geschafft hat das die vorab veröffentlichte Single God’s Plan. Trotzdem wird am Ende bei Scorpion nicht viel hängen bleiben.

Drake – Scorpion
VÖ: 29. Juni 2018, Republic Records
www.drakeofficial.com
www.facebook.com/Drake

Dennis Möller

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