SUSPIRIA – Filmkritik

Das ist alles so kaputt.

(Susie Bannion – Suspiria)

Wenn es um neue Versionen von vermeintlichen Kultfilmen geht, ist die Fallhöhe umso schneller eine hohe. Regisseur Luca Guadagnino (Call Me by Your Name) umgeht diese Hürde, indem er gleich einige Änderungen bei seiner Umsetzung des Stoffes Suspiria von Kult-Horror-Regisseur Dario Argento vornimmt. So handelt es sich nicht um ein plumpes Remake, sondern um eine Neuinterpretation des Original-Drehbuchs…und dieses hält immer noch genug Horror bereit!

Berlin in den 1970er-Jahren. Die Stadt wird durchzogen von Demonstrationen, die RAF bestimmt die Nachrichten und inmitten dieses Klimas kommt die junge Ballett-Tänzerin Susie Bannion (Dakota Johnson) aus Ohio bei der renommierten Marcos Dance Academy an. Doch nicht nur auf den Straßen herrscht das Chaos, auch in der Academy scheinen düstere Geheimnisse zu schlummern. Während Susies immer mehr zur Hauptfigur in der Arbeit der Leiterin Madame Blanc (Tilda Swinton) aufsteigt, versinkt sie immer mehr in Albträumen und in den Machenschaften der Leitung…bis sie fest davon überzeugt ist, dass es sich bei den Frauen um Hexen handelt!

Nachdem der italienische Filmregisseur Guadagnino für sein letztes Werk Call My by Your Name mit Preisen überhäuft wurde und sich der Film zu einem spätsommerlichen Indie-Hit mauserte, war die Wahl eines Horrorstoffes als nächstem Projekt zumindest eine überraschende. Doch wo sich Guadagnino in der schwülen Atmosphäre des italienischen Sommers schwelgte, beschwört er nun eben auf seine ganz eigene Art und Weise eine Atmosphäre der ständigen Bedrohung auf, fesselt einen zwischen eleganter Retro-Ausstattung und eleganten Tanzperformances, um einem im nächsten Moment mit Szenen des blanken Horrors einen Fausthieb in die Magengegend zu verpassen.

Der langsame, teils wirre Handlungsaufbau am Anfang dient ihm zum gemächlichen Setting, um dann immer mehr, während man sich schon wieder voll und ganz auf seine schwelgerische Atmosphäre eingelassen hat, die Handlung voranzutreiben. Perfekt untermalt und getragen wird das Geschehen dabei von Thom Yorkes Soundtrack, der immer wieder zwischen einlullenden und nervenzehrenden Passagen schwankt. Ein Film voller Nervenkitzel, voller Schönheit, aber auch voller blutiger Szenarien, die sicherlich nicht jedermanns Sache sind. Dennoch eine gewagte Neuinterpretation des Stoffes, bei dem man jederzeit den Filmemacher dahinter spürt.

Suspiria (ITA / USA 2018)
Regie: Luca Guadagnino
Darsteller: Dakota Johnson, Tilda Swinton, Mia Goth, Angela Winkler, Chloë Grace Moretz
Kinostart: 15. November 2018, Capelight Pictures

Dominik

Bedroomdisco-Gründer, Redaktions-Chef, Hans in allen Gassen, Golden Leaves Festival Booker, Sammler, Fanboy, Exil-Darmstädter Wahl-Hamburger & happy kid, stuck with the heart of a sad punk - spreading love for great music since '08!

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