BORDER – Filmkritik

Ich hab gerochen, dass was nicht stimmt.

(Tina – Border)

Tagtäglich sind wir von plakativer Schönheit umgeben, die uns in Form von Filmen, Serien, Werbung oder auch stark gephotoshopten Bildern vorhalten, wonach wir zu streben haben. Hier ein Mittelchen gegen Falten, hier ein paar Beauty-Produkte für die Haare, die Haut, die Lippen, die Augen und wenn man da schon alles hat, könnte es doch vielleicht noch ein Duft für den besseren Geruch sein? Es geht halt immer etwas schlanker, schöner oder besser. Umso erfrischender setzt der iranische Wahl-Däne Ali Abbasi in seinem umjubelten Film Border dem eine etwas andere Hauptperson in den Mittelpunkt entgegen, die so gar nicht diesen Schönheitsidealen entspricht, wie auch der Film sich jeglichem Schubladendenken verwehrt!

Tina (Eva Melander) arbeitet an einem Fährhafen für den schwedischen Zoll, wofür sie perfekt geschaffen ist. Denn sie hat eine besondere Begabung und kann Gefühle wie Angst, Scham, Nervosität oder auch das Schuldbewusstsein der eintreffenden Passagiere riechen und damit gleich verdächtige Personen aus dem Verkehr ziehen. Ansonsten lebt sie naturverbunden in einem abgeschiedenen Haus im Wald und meidet eher die Gesellschaft fremder Menschen, die sich zumeist von ihrem Äußeren angewidert, von ihr abwenden. Als sie auf Vore (Eero Milonoff) triff, beginnt jedoch ihre Welt aus den Fugen zu geraten, sieht er ihr doch nicht nur sehr ähnlich, sondern scheint auch viel mehr über ihre Abstammung zu wissen als sie selbst. Dazu kann sie ihn und seine Gefühle auch nicht riechen…

Abbasis Film Border lotet einige Grenzen aus und lässt sich somit schwer fassen, wendet sich das Geschehen von der anfänglichen Fantasy-Romanze ab der Mitte der Handlung immer mehr Richtung Krimi-Thriller und lässt dabei immer wieder diverse Genre-Einflüsse durchschimmern. Inmitten des Geschehens steht eine der undurchschaubarsten Figuren der jüngeren Filmgeschichte, die damit die Spannung während der in der ersten Hälfte doch recht trägen Erzähl-Geschwindigkeit hoch hält und einen inmitten dieser düsteren Märchen-Geschichte versinken lässt. Dass der Film dabei sowohl vom magischen Look, wie den Charakteren und der Geschichte arg von der Norm der Sehgewohnheiten abweicht, ist dabei sowohl Fluch und Segen des Films, wird er doch dem Großteil des Publikums eher übel aufstoßen – dafür ist er für alle Fans des abwegigen, wie des besonderen Kinos ein gefundenes Fressen.

Gräns (SWE / DÄN 2018)
Regie: Ali Abbasi
Darsteller: Eva Melander, Eero Milonoff, Jörgen Thorsson, Sten Ljunggren, Ann Petrén, Rakel Wärmländer
Heimkino-VÖ: 16. August 2019, Capelight Pictures

Dominik

Bedroomdisco-Gründer, Redaktions-Chef, Hans in allen Gassen, Golden Leaves Festival Booker, Sammler, Fanboy, Exil-Darmstädter Wahl-Hamburger & happy kid, stuck with the heart of a sad punk - spreading love for great music since '08!

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