BILLIONAIRE BOYS CLUB – Filmkritik


Foto-© Universum Film GmbH

You think people really get rich playing by the rules?

(Ron Levin – Billionaire Boys Club)

Wer das denkt, muss sehr naiv sein. Dieselskandal, Panama-Papers, Cum Ex – und das sind nur einige Beispiele dafür, dass enormer Reichtum zu Lasten anderer erreicht wird. Wenn solche Fälle von Betrug bekannt werden, geht neben der Empörung auch immer eine Welle der Faszination durch die Gesellschaft: Wie haben die das nur gemach? Warum hat es keiner gemerkt? Was tun mit so viel Geld? Und um diese Faszination zu befriedigen, werden regelmäßig Filme über eben solche Fälle gedreht. Billionaire Boys Club von Regisseur James Cox schließt sich somit Filmen wie Wolf of Wall Street und War Dogs an. Wir haben ihn uns zum Heimkino-Release noch einmal angesehen.

Das Finanzgenie Joe Hunt (Ansel Elgort) und sein alter Schulfreund Dean Karny (Taron Egerton) haben es satt immer nur in zweiter Reihe zu stehen und wollen endlich selbst das große Geld machen. Die beiden ergänzen sich perfekt – Joe hat den Verstand, Dean die Energie und das Selbstbewusstsein. Mit der Unterstützung des ehemaligen Wall-Street-Managers Ron Levin (Kevin Spacey) gründen sie ihre eigene Investment-Firma, die BBC. Zur Unterstützung holen sich die beiden Frischlinge die reichsten jungen Männer in Beverly Hills mit an Bord und verdienen in nur wenigen Wochen mehr Geld als sie sich je hätten erträumen können. Doch wo so viel Geld im Spiel ist, gibt es immer einen Haken. Als bekannt wird, dass sie hintergangen wurden, planen Joe und Dean ihre Rache und schrecken auch vor Mord nicht zurück. Schnell verlieren sich die beiden in einer Spirale aus Gewalt, Exzess und Verrat.

Erinnert ihr euch noch an Wolf of Wall Street? Gut, dann müsst ihr diesen Film eigentlich nicht mehr schauen. Billionaire Boys Club ist eine billige Kopie von Martin Scorseses Meisterwerk. Sogar das Cover auf der Blu Ray wirkt abgekupfert. Das ärgerliche daran: So hätte es nicht sein müssen. Klar, es geht mal wieder um Finanzbetrug, der nach hinten losgeht, aber Ausgangssituation, Protagonisten und Ende sind neu. Cox lässt zum Beispiel das Ende seines Films viel zu schnell eskalieren, wodurch die Dramatik und das Gewicht der wahren Ereignisse komplett verloren gehen. Auch der moralische Konflikt von Joe Hunt sowohl mit sich selbst als auch mit seiner Freundin Sydney (Emma Roberts) wird nur am Rande angeschnitten, was dem Film weiteren Tiefgang raubt. Und mal ganz ehrlich – es ist wohl nicht die beste Idee, ausgerechnet Kevin Spacey zu casten und ihn dann immer wieder sehr intim mit einem jungen Mann auf einem Bett sitzen zu lassen.

Billionaire Boys Club (USA 2018)
Regie: James Cox
Cast: Kevin Spacey, Aaron Egerton, Ansel Elgort, Emma Roberts, Billie Lourd, Suki Waterhouse, Rosanna Arquette, Judd Neslon
Heimkino-VÖ: 13. September 2019, Universum Film

Julius Tamm

Hat irgendwas mit Medien studiert, schaut gerne Filme und schreibt auch noch drüber. Autor bei bedroomdisco, FRIZZ Darmstadt, hr-iNFO Online und hessenschau Social Media.

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