THE STREETS – None Of Us Are Getting Out Of This Life Alive

The Streets © Universal Music

The Streets Cover
Foto-Credit © Universal Music

„I don’t like my country, it’s more of an addiction
The way girls fixate and pore over lip gloss
I’m hard to love, I make idiot jokes
But those the hardest to love are those that need it the most
Some people drink to be interesting
Some people drink to be interested
The boss comes, fuck delays
Lust rushes, love waits
Fuck the crushes at rush hour
Luck in love is like government power
Just fuckin’ bust case“

None of Us Are Getting Out of This Life Alive – The Streets feat. IDLES

Nach einer ausverkauften Tour und einigen Singles war es nur noch eine Frage der Zeit bis The Streets wieder auf breiter Bildfläche erscheinen. Ob es nun zuerst der ewig angekündigte Film, das dazugehörige Album oder eine ausgedehnte Tour werden würde, war lange unklar, so oder so, die riesige Fangemeinde hat gewartet und erwartet viel.

Nun gibt es mit None of Us Are Getting Out of This Life Alive ein Mixtape, oder wie Mike Skinner in seinem ABC der Mixtape Produktion selbst sagt: „It’s not really a mixtape it’s a duets album, so think of me more like Frank Sinatra“. Frank Sinatra und Mike Skinner in einem Satz, das hat bisher sicherlich sonst Niemand über die Lippen gebracht. Vom Prinzip etwas dran: die Legende lädt zum Duett.

Alle Stücke sind in Kollaboration mit anderen mehr oder weniger stilverwandten und mehr oder weniger bekannten Künstler*innen entstanden. Von Tame Impala, Ms Banks und IDLES bis Oscar #Worldpeace, ELIZA und Jimothy Lacoste werden Hooks vergeben, Strophen geteilt und Sounds vermischt. So verschieden die Sounds, so verschieden die Themen – Omnipräsent aber bleibt der Inbegriff der materiellen Omnipräsenz: das Mobiltelefon. So auch in der vorab erschienenen Single Call My Phone Thinking I’m Doing Nothing Better feat. Tame Impala mit wichtigen The Streets Charaktereigenschaften: Humor („I‘m Just waiting for it to stop so I can get back to it“), soften emotionalen Vocals, Piano Sample und Garage Beat.
Aus diesem Safe-Space bewegt sich das Tape dann im Laufe der nächsten 11 Stücke immer wieder heraus ins Chaos, wie beim unbequemen und brachialen Titeltrack feat. IDLES. Und eigentlich wusste es jeder zuvor, IDLES und The Streets: das bedeutet Chaos, aber passt wie die Faust aufs Auge.

Skinner spricht in Abgrenzung zum Filmgeschäft über die Schönheit des Chaos, das Musik und ganz besonders Rap genuin in sich trage. Das verwundert nicht, waren Skinners Beats und Lyrics doch schon immer gerne chaotisch in Abwechslung oder verwoben mit wunderbar harmonischen Samples und gradlinigen Beats.
Dieses Mixtape verschreibt sich nun auch dem Chaos. Keine Ecke seines bisherigen Schaffens wird ausgelassen: Two-Step, House, D’n’B, Dub, R&B, Rock.. Es röhrt und rumort, es stolpert und grölt über kaputte Liebe und Gesellschaften, Handys und Bullshit: „I find it hard not getting emotional sometimes. I wanna make like just bullshit ignorant music but then I just get emotional.“ Und wenn es dann eben wieder emotional und straßenromantisch wird fühlt man sich kurz zurückversetzt in die Momente, in denen man A Grand Don’t Come For Free oder Original Pirate Material laut auf den Kopfhörern hatte und selbst in der deutschen Provinz den süßen Rauch, prasselnden Regen und bitteren Geschmack britischer Subkultur fühlen konnte.

Die große Frage zu None Of Us Are Getting Out Of This Life Alive ist: Was haben wir erwartet? Was wir bekommen ist ein Nachgeschmack aus 20 Jahren The Streets, was daraus entstanden ist und einen Vorgeschmack darauf was noch kommen wird.
Oder fragen wir mal so: Wie cool ist ein Rapper, der einen Stil geprägt hat wie kein anderer, der 15 Jahre nach seiner goldenen Zeit mit Nachwuchs und Kolleg*innen ein Mixtape macht, alte Gefühle aufkommen lässt, neue Perspektiven liefert und von Zeit zu Zeit mit Champagner und Spliffs ausverkaufte Hallen abreist?

The Streets – None Of Us Are Getting Out Of This Life Alive
VÖ: 10. Juli 2020, Island (Universal Music)
www.facebook.com/TheStreets

YouTube video

Christian Weining

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