KATE DAVIS – Fish Bowl


Foto-© Maciek Jasik

In a dream, you’re climbing up a ladder
Up a mountain-top to find ecstasy
Nose to your feet, appears to be the right body
But then everything, everything, everything crumbles to the ground

(Kate Davis – Call Home)

Fish Bowl, der Zweitling der amerikanischen Musikerin Kate Davis, steht ganz im Zeichen persönlicher und kreativer Neuerfindung. Schon als Teenagerin reizte die mittlerweile klassisch ausgebildete Jazzmusikerin die alternative Musikwelt da draußen mehr als die Strenge der typischen Lehrbücher und Unterrichtsstunden der Violine. So wurde sich nachts auf Zehenspitzen aus dem Elternhaus geschlichen, um sich auf Konzerten von Indie-Ikonen wie Grizzly Bear oder The Dirty Projectors inspirieren und bilden zu lassen. Und auch drei Jahren nach ihrem 2019er-Debüt Trophy konzentriert sich Davis mit Fish Bowl auf einen Umschwung: Fühlten sich die Songs auf Trophy noch wie zu Musik gewordene Tagebuch-Einträge im Indie-Rock-Gewand an, gehen die insgesamt 12 neuen Stücke auf Entdeckungsreise in ein neues Sound-Universum.

Verwoben mit Elementen aus Art-Rock, Pop und Folk nimmt uns ein für das Album geschaffener Charakter namens FiBo – kurz für Fish Bowl – an die Hand, sodass Davis eine gewisse Distanz zu den höchstpersönlichen Inhalten der Stücke schafft. Schwungvolle Gitarrenriffs geben den Takt im Eröffnungstrack Monster Mash an, während die Hauptfigur FiBo erkennt, dass sich die Gemeinschaft, die sie gebaut hat, gegen sie gewandt hat: “I wanted more / Than being left for dead in bed / At the midnight hour / One chained ankle stands in my way.” Das nachdenkliche Consequences thematisiert den Tiefpunkt einer chaotischen Liebesbeziehung – ummantelt von funkelnden Synthieflächen und hallenden Gitarrensounds übermittelt Davis federleichter Gesang hierbei ganz wunderbar bittersüße Emotion und der Middle 8-Part lässt sogar Psychedelic-Rock-Einschübe durchschimmern. Schwere Gefühle über die Pandemie findet sich auf dem ruhigen Track Call Home wider, in dem die Musikerin die Isolation im Schlafzimmer im Haus ihrer Mutter verarbeitet: “Today, we’ll shut ourselves off to the world that we knew / And create a new place to call home”.

Teils Coming Of Age-Platte, teils Konzeptalbum ist Fish Bowl ein musikalischer Trip an einen nahezu spirituellen Ort – hier fließt Davis Können als Jazzmusiker wunderbar ein, um dann aber einen entschiedenen Schritt in Richtung experimentellen Art-Rock zu wagen, ohne dabei auch die wohl erprobte Indie-Gemütsart zu vernachlässigen.

Kate Davis – Fish Bowl
VÖ: 24. März 2023, ANTI-
www.katedavismusic.com
www.facebook.com/katedavismusic

Kate Davis:
22.05.23 Berlin, Kantine am Berghain (mit Lael Neale)

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Robert Heitmann

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