MAVI PHOENIX – biggest asshole in the room


Foto-© Neven Allgeier

Mavi Phoenix ist zurück mit neuem Album und nimmt uns mit in Therapie: auf biggest asshole in the room geht der österreichische Künstler vor allem mit sich selbst ins Gericht.

And I just wanted to tell you, I’ve been workin’ on myself baby
I want this to be different, ‘cause I wanna start livin’

Nice tunes gepaart mit Selbstreflexion: Mavi Phoenix hat in den letzten Jahren nicht nur an seinem Sound gearbeitet, sondern vor allem an sich selbst. “Can’t wait to share this album with you!! Been a tough couple years but we out here loving ourselves and breaking toxic cycles“, schrieb der Wiener Rapper, Songwriter und Producer in seinem Instagram-Post zum Album-Release. In 10 Tracks entpackt er seine eigenen red flags und gelobt, sich bessern zu wollen.

Mehrfach hat der 27-Jährige in Interviews betont, dass es sich bei biggest asshole in the room um einen autobiografischen Kraftakt handelt, and boy, you can tell: auf biggest asshole in the room hinterfragt sich der Künstler stets radikal selbst, nimmt – nicht nur im gleichnamigen Track – die „bird’s eye“-Perspektive ein und reiht ein Geständnis an das nächste. So gibt er zum Beispiel zu, dass er oft nur an sich selbst denkt, anderen nicht zuzuhört, seine Versprechen nicht einhält und mit seiner Freundin per DM Schluss macht.

These are his confessions, this is what he’s dealing with
Trying to be a better guy while still trying to get rich

Mavi Phoenix’ Sound auf biggest asshole in the room klingt melodisch und ein bisschen nach 90s R’n’B, floatend zwischen Lo-Fi, Trap und Pop. Das größtenteils in Eigenregie produzierte Album trägt ganz eindeutig seine Handschrift, was die Lyrics noch unmittelbarer und authentischer und unmittelbarer wirken lässt. Dabei bewegt sich Mavi Phoenix stets zwischen den Genres. Tracks wie snooze gehen als ruhige Singer-Songwriter-Stücke durch, während too early at the club mit der Divergenz spielt, Lyrics über die eigene Uncoolness mit Trap- und Hip-Hop-Beats zu unterlegen. Mavi Phoenix trinkt im Club bloß Wasser, während alle anderen MDMA nehmen – sowieso besser, wenn man sich gerade aktiv um die eigene Mental Health bemüht.

Sich der eigenen Schwächen bewusst zu werden und sie zum Thema zu machen, ist nicht unbedingt etwas Neues. Doch Mavi Phoenix bringt die confessions auf ein neues Level. Auf seine radikalen Selbsterkenntnisse folgt die Gewissheit, so nicht weitermachen und an sich arbeiten zu wollen, um für sich und seine Mitmenschen ein angenehmerer Zeitgenosse zu werden. Als Vehikel für diese Selbstkritik dienen Mavi Phoenix dabei stets Vokabeln, die wohl jede*r kennt, der*die schon mal eine Therapie gemacht hat – oder zumindest ein paar Instagram-Accounts folgt, die sich mit dem Thema Mental Health und dem Auseinandernehmen der eigenen Triggerpunkte und Traumata beschäftigen. Der Einzug von Therapiebegriffen in die Alltagssprache lässt sich zurecht kritisieren. Bei Mavi Phoenix geht die Präsenz von Begriffen wie „toxic“, „lovebombing“ oder „gaslighting“ trotzdem voll auf – denn näher dran am Zeitgeist kann ein Text kaum sein.

Took a wrong turn, I humble, I learn.

Mavi Phoenix – biggest asshole in the room
VÖ: 19. Mai 2023, LLT Records
https://shop.maviphoenix.com
www.facebook.com/maviphoenix

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Marit Blossey

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