DER EXORZIST: Bekenntnis – Filmkritik


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We’ve met before.

(Chris MacNeil – Der Exorzist: Bekenntnis)

Die Tochter des alleinerziehenden Vaters Victor (Leslie Odom Jr.) und ihre beste Freundin weisen Zeichen auf, besessen zu sein. In seiner Verzweiflung wendet er sich an Chris MacNeil (Ellen Burstyn), eine Frau die ähnliches durchgemacht hat, und an Vertreter aller Religionen und Glaubensgemeinschaften, die er erreichen kann.

Nach dem Halloween Franchise macht sich Regisseur David Gordon Green an das nächste große Horror Franchise ran. Dabei ist der Erfolgsdruck in Summe ungleich höher, obwohl Herangehensweise und Herausforderung zunächst fast identisch sind. Beide Franchises haben im Laufe der Jahre unglaublich viele, nahezu alle nicht besonders beliebte Fortsetzungen nach sich gezogen. Ebenso habe bei beiden Franchises die Erschaffer, John Carpenter und William Friedkin, sich jeweils ganz offen von den Fortsetzungen distanziert. Gute Voraussetzungen also, um jeweils alle Fortsetzungen zu ignorieren und nach den allseits beliebten Originalen anzusetzen. Während man jedoch bei Halloween zunächst vorsichtig mit nur einem Film gestartet ist und auch den Segen von John Carpenter hatte, war der mittlerweile verstorbene Friedkin nicht mit an Bord (mehr noch drohte er auf X Gordon Green nach seinem Tod heimzusuchen, sollte dieser sich tatsächlich an dem Franchise versuchen) und man zahlte vorab 400 Millionen USD, um die Rechte am Franchise für eine komplette neue Trilogie zu sichern. Aber nicht alle Vorzeichen waren schlecht, denn es ist die erste Fortsetzung seit langem bei der Ellen Burstyn (die verzweifelte Mutter des besessenen Mädchens aus dem Original) wieder mitwirkt und auch Linda Blair (welche Chris MacNeils besessene Tochter Regan in Teil eins spielte) war als Beraterin für die Darstellerinnen der besessenen Mädchen am Set.

Vorweg, für sich genommen ist der Film absolut akzeptabel und angenehm weit weg von den Blumhouse Achterbahnfahrten des Conjuring-Universums. Das soll dabei nicht wertend sein, sondern ist angenehm, da auch der Exorzist von Friedkin alles andere als eine Achterbahnfahrt des Horrors ist. Vielmehr ein langsames Psychodrama mit übernatürlichen Elementen. Auch vom Ablauf her folgt der Film weitestgehend der Formel des Originals. Es gibt einen langen Prolog, der zunächst von dem aus dem Trailer gezeigten Setting und erwarteten Handlung in der amerikanischen Kleinstadt losgelöst scheint und überhaupt nicht den gängigen Filmstrukturen entspricht, indem er kaum Informationen zu Kontext der Handlung und Hintergrund der Figuren gibt. Dann geht die eigentliche Handlung los: Personen werden besessen und irgendwann wird eben Hilfe geholt und dann exorziert. Jedoch ist der Exorzismus selbst mittlerweile eben schon dem Großteil des Publikums bekannt, da er weitgehend popkulturell durchgekaut wurde. Dem versucht man entgegen zusetzen, dass es eben kein reines christliches Ritual ist, sondern viele Religionen zusammenarbeiten und viele Rituale kombiniert werden müssen. Filmisch ein interessanter Ansatz und mit dem inklusiven Grundgedanken, sowohl für die Gesellschaft als auch das potenzielle Einspielergebnis zuträglich. Dabei auf der Strecke bleiben jedoch die Nachvollziehbarkeit und die Glaubwürdigkeit. Kaum jemand wird alles verstehen, was da gerade passiert und ob der Exorzismus nun gut oder schlecht läuft und so richtig plausibel ist auch nicht, dass Dämonen, entstanden aus dem biblischen Kontext, auf Rituale aller Religionen reagieren. So schön der Gedanke, dass Glaube an sich zählt, auch ist und so oft dies im Film auch aus- und angesprochen wird. Auch der Weg hin zu den Religionen und die Rolle von Chris MacNeil ist nicht so wirklich gut herausgearbeitet und das, obwohl der Film sich fast zwei Stunden Zeit nimmt.

Auch wenn das Original wesentlich gruseliger und jüngst The Pope´s Exorcist mit Russell Crowe wesentlich unterhaltsamer war, ist der Film sehenswert und weitaus besser als so manch andere Vertreter des Exorzismus Genres der letzten Jahre. Hoffen wir also, dass Green nicht heimgesucht wird und bestenfalls im Zuge der Trilogie die Story und das Exorzieren noch rund bekommt.

The Exorcist: Believer (USA 2023)
Regie: David Gordon Green
Besetzung: Ellen Burstyn, Leslie Odom Jr., Tracey Graves, Angela Fielding, Ann Dowd
Heimkino-VÖ: 4. Januar 2024, Universal Pictures Germany

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Malte Triesch

Malte wuchs im idyllischen Lilienthal, direkt an der Grenze zu Bremen, der schönsten Stadt im Norden Deutschlands, auf. Seine frühesten Film-Erinnerungen ist, auf dem Schulhof in der neusten TV Movie alles anzustreichen was gesehen und aufgenommen werden muss. Da die Auswahl an Horrorfilmen hier doch recht be- oder zumindest stark geschnitten war entdeckte er Videotheken für sich bzw. seine Mutter, da man diese ja erst ab 18 betreten durfte. Wenn er nicht gerade Filmreviews schreibt ist er wahrscheinlich im (Heim-)Kino oder vor dem Mikrophon für den OV Sneak Podcasts, SneakyMonday.

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