GRUFF RHYS – Sadness Sets Me Free

In the nightclub of my mind, I’m doing cocaine in the cloakroom
Come on, set me free from my vain and selfish ways
For in the gemstones of your eyes, I see stars that shine forever
So come on, set me free from my vain and selfish ways

Your companionship will keep me on the dancefloor of the commune
And from the road to ruin, I’ll emerge a better me
And from the corner of my eye, I see the darkness always follows
And now you know that I know only sadness sets me free

Sadness sets mе free
Only sadness sets me free

(Gruff Rhys – Sadness Sets Me Free)

Mit dem Titel seines neuen Albums ist Gruff Rhys diesmal recht konventionell unterwegs: Sadness Sets Me Free, das klingt ein bisschen traurig und ein bisschen trotzig – aber bei weitem nicht so skurril oder seltsam wie Yr Atal Genhedlaeth (das walisisch geprägte Solo-Debüt von 2005), Pang! (von 2019, mit ebenfalls vielen Texten in der Regionalsprache) oder Babelsberg (2018).

Wenn man dann als Opener und Titelstück jedoch einen (fast) waschechten Country-Song hört, wird schnell klar, dass auf den Exzentriker Rhys auch weiterhin Verlass ist. Und dass dieser inzwischen 53 Jahre alte Bandleader der walisischen Indiepop-Helden Super Furry Animals wohl nie ein Album machen wird, das so klingt wie das davor (in diesem Fall der starke Soundtrack The Almond & The Seahorse aus dem vergangenen Jahr).

“Nach 25 Alben bin ich immer auf der Suche nach Möglichkeiten, eine anders klingende Platte zu machen”, sagt Rhys selbst und deutet damit bereits an, dass seine Hörerschaft stets offene Ohren haben sollte, sich dafür aber nie langweilen muss. Auch Sadness Sets Me Free dürfte also jeden begeistern, der gern jenseits ausgetretener Pfade herumstreunt und ein Faible für opulente, melodieselige Songs mit dem gewissen Etwas hat. Irgendwo zwischen The Kinks und French-Pop der Sixties, The Style Council und Pulp, dem Blur-Comeback The Ballad Of Darren von 2023 und dem gerade erst erschienenen Meisterwerk Iechyd Da von Bill Ryder-Jones (der übrigens seinerseits ein Rhys- und Furries-Fan ist) – so mag man sich diesen Mix vorstellen.

Sadness Sets Me Free ist, so üppig die zehn Lieder auch klingen, ein Schnellschuss. Gruff Rhys und seine Band – im Wesentlichen Osian Gwynedd am Klavier, Huw V Williams am Kontrabass sowie der ehemalige Flaming-Lips-Drummer und heutige Super-Furry-Animals-Archivar Kliph Scurlock – stiegen laut Label Rough Trade “in den frühen Morgenstunden eines März-Morgens im Jahr 2022 von Dünkirchen, wo sie gerade die letzte Show einer Tournee durch Spanien und Frankreich gespielt hatten, in einen Van und rasten an den Stadtrand von Paris”. In den La Frette Studios, einem Aufnahmestudio in einem Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert, nahmen die vier Musiker das Album auf – innerhalb von drei Tagen.

“Es ist eine Sammlung von Songs, die ich zusammengestellt habe, weil sie zueinander passen”, sagt Rhys – und trifft damit angesichts des homogenen Gesamteindrucks der Platte den Nagel auf den Kopf. “Sie fühlen sich melancholisch an oder sie handeln von beschissenen Dingen.”

Zu den ganz und gar nicht “beschissenen Dingen” zählte die Teilnahme der in Paris lebenden Kate Stables (This Is The Kit) an zwei Songs. “Sie hat eine unglaubliche Stimme, ich hätte mir keine bessere Sängerin vorstellen können.” Streicher und Bläser steuerte ein Quartett des BBC National Orchestra of Wales bei (“Sie sind wirklich großartig – und sie improvisieren auch gerne, was selten ist.”). Rhodri Brooks von der walisischen Psych-Country-Band Melin Melyn lieferte einige Pedal-Steel-Overdubs – und fertig war eines der schönsten Werke in Gruff Rhys’ langer Band- und Solo-Karriere.

Mit den prächtigen Songs von Sadness Sets Me Free will der Waliser dieses Jahr auch wieder auf Tournee gehen. “Es ist ein sehr spielbares Album”, sagt Rhys. “Es besteht mehr oder weniger nur aus akustischen Instrumenten – Kontrabass, Schlagzeug und Klavier, ein Streichquartett, einige akustische Gitarren, ein paar E-Gitarren, Pedal Steel, Synthesizer -, obwohl es ziemlich voll klingt. Live strebe ich eine euphorische Melancholie an.” “Euphorische Melancholie” – das klingt doch sehr vielversprechend.

Gruff Rhys – Sadness Sets Me Free
VÖ: 26. Januar 2024, Rough Trade Records
www.gruffrhys.com
www.facebook.com/Gruffingtonpost

Gruff Rhys Tour:
28.02.24 Berlin, Badehaus
29.02.24 Hamburg, Nachtasyl
02.03.24 Köln, Wohngemeinschaft

YouTube video

Werner Herpell

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