WER IST HANNA? – Filmkritik

Ist sie so geworden wie erhofft?

(Isaacs – Wer ist Hanna?)

Mit diesem eher unkonventionellen Agentenactionfilm wirbelt Regisseur Joe Wright das Genre mächtig durcheinander. Man könnte sage, die Filme, für die er sich bis dato verantwortlich zeichnete (Abbitte, Stolz und Vorurteil) waren so ziemlich das Gegenteil von Agenten, Action und fliegenden Fäusten. Frischen Wind bringt er dabei nicht nur mit der Hauptdarstellerin Saoirse Ronan (Abbitte) mit ins Actionkino, sondern auch einen gewissen Anspruch.

Wer ist Hanna?‘ ist eine Comming-of-Age-Story der etwas anderen Art: die sechzehn jährige Hanna wird von Ihrem Vater (Erik Bana), einem ehemaligen CIA-Agenten, in der Wildnis von Finnland nicht nur völlig isoliert aufgezogen, sondern obendrein noch zu einer Killerin ausgebildet, die ihrem Vater bald ebenbürtig ist. Als sie ein Alter erreicht, in dem sie sich nicht mehr mit dem einsamen Leben abfinden kann, entlässt ihr Vater sie aus der Einöde. Allerdings nur zu dem Zweck, um an der Mörderin ihrer Mutter – Marissa Wiegler (Cate Blanchett), ebenfalls CIA-Agentin, – Rache zu nehmen.

Der Film zeigt dabei nicht nur die unerbittliche Jagd der abgebrühten Teenager-Agentin durch ganz Europa, sondern auch die kulturellen und individuellen Probleme eines jungen Mädchens auf der Suche nach ihrer eigenen Identität, das noch nie Kontakt zu anderen Menschen hatte und erst langsam den emotionalen Teil ihrer Persönlichkeit entdeckt.

Vor allem ist dieser Film aber ein gut choreographierter Actionthriller, der Elemente der Bourne-Trilogie, von ‘Leon – der Profi‘, und ‘Resident Evil‘ verbindet, ohne dabei jedoch albern zu wirken. Neben beeindruckenden Bildern, rasanten Kamerafahrten und -einstellungen hat der Film auch einen hervorragenden Soundtrack zu bieten, gemacht von den Chemical Brothers, die damit das Tempo des Films mitgestalten. Die größte Stärke dieses Thrillers ist jedoch, dass er es über all seine Ebenen schafft, Spannungen zu erzeugen.

Auch die schauspielerische Leistung kann sich mehr als sehen lassen, zumindest die von Saoirse Ronan und Cate Blanchett, gegen die Erik Bana etwas blass aussieht. Das einzige Haar in der Suppe ist vielleicht die stellenweise etwas unmotivierte Story, in der sich zum Beispiel die von Anfang an im Raum stehenden Märchenbezüge nicht ganz erschließen – es sei denn als Gegenpol zu der sonst hochtechnischen Welt (vielleicht aber auch nur ein Gimmick für das amerikanische Publikum). Etwas schade ist es auch um den besonders ekelhaften Superbösewicht Isaacs (Tom Hollander), der von Marissa Wiegler ins Feld geschickt wird, um dann ein recht unspektakuläres Ende zu finden. Insgesamt ist ‘Wer ist Hanna?’ aber sehr sehenswert, am besten im Original.

Hanna (USA 2011)
Regie: Joe Wright
Darsteller: Saoirse Ronan, Cate Blanchett, Erik Bana, Tom Hollander
Im Kino ab 26. Mai 2011, Sony Pictures Germany

httpvh://www.youtube.com/watch?v=qRUx88vRjIk