TENNIS – Pollen


Foto-© Luca Venter

White doves come down
I’m out here standing in the wind
And even now, I’m tempted by the face of love
I feel it coming like a flood

(Tennis – One Night with the Valet)

Einen entschiedenen Schritt nach vorne soll das neue, mittlerweile sechste Album Pollen des amerikanischen Indie Pop Duos Tennis um die Eheleute Alaina Moore und Patrick Riley machen. Eine große Platte sollte geschrieben werden – eine, die im Radio gespielt wird, hier und da mal mit dem Mainstream flirtet, aber dabei nie das Indie-Herz verliert und immer großen Wert auf Detailverliebtheit im Songwriting legt. Derweil bei über einer Handvoll LPs angelangt, war sich das Paar auch der möglichen Gefahr aus musikalischen Gewohnheiten und der damit einhergehenden, von Musiker*innen so oft gefürchteten kreativen Wiederholung bewusst. Ganz elegant lösten Tennis das Problem, indem die neuen Tracks auf Pollen mit einer für die Band bisher unbekannten Ausrüstung und Instrumenten geschaffen wurden.

Über eine Länge von etwas mehr als einer halben Stunde funkeln die insgesamt zehn Songs mit einem Mix aus Dream Pop, Funk und 70s-Sunshine-Feeling. Groovige Drumbeats der Gegenwart schmiegen sich mal an Nostalgie-Synthies (Hotel Valet), mal an jazzige Piano-Melodien gepaart mit walking Bassline (Paper). Eine Prise Indie-Rock und Folk mit teilweise shoegazigen Einschüben erklingt auf dem Stück Never Been Wrong und erinnert dabei an eine Mischung aus Angel Olsen und Beach House. Ganz klar ist es immer Alaina Moores sanfter, facettenreicher Gesang, der als Highlight in jeder Komposition heraussticht und glänzt. In Pollen Song ist von folkiger Akustikgitarre getragen spätestens im federleichten Chorus die Ähnlichkeit zu Stevie Nicks’ Stimme nahezu verblüffend.

Großes haben sich Tennis mit ihrem neuen Album vorgenommen und nichts Geringeres als das geliefert – detailverliebt und verträumt ist das Songwriting auf Pollen nach innen gerichtet; es sind die kleinen Momente und Sachen im Leben, denen Beachtung geschenkt wird. “Wir haben das Album ‘Pollen’ genannt. Es geht um kleine Dinge mit großen Konsequenzen: ein Teilchen, ein Moment, eine Entscheidung”, erklärt die Band im Pressetext. Gepaart mit einem Sound so wohlig warm und voll ist es nur zu leicht, sich in diesem Album zu verlieren und dabei auch mal über den eigenen Blick auf die kleinen Momente zu sinnieren.

Tennis – Pollen
VÖ: 10. Februar 2023, Mutually Detrimental-Thirty Tigers
www.tennis-music.com
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Robert Heitmann

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