ASTEROID CITY – Filmkritik


Foto-© Courtesy of Pop. 87 Productions/Focus Features

I’m a widower, but don’t tell my kids.

(Augie Steenback – Asteroid City)

Wir befinden uns in den unschuldigen 50er Jahren der USA. Kriegsfotograf Augie (Jason Schwartzman) ist mit seinen drei Töchtern und dem hochbegabten, verschlossenem Sohn Woodrow (Jake Ryan) auf dem Weg zu seinem Schwiegervater (Tom Hanks). Auf dem Weg dorthin sollte er den Kindern endlich sagen, dass ihre Mutter bereits vor mehreren Wochen verstorben ist, muss aber noch einen Zwischenstopp in der titelgebenden Asteroid City machen, da Woodrow hier eine Auszeichnung für seine wissenschaftliche Leistung erhalten wird. Ebenfalls vor Ort, anlässlich des „Asteroid Day“: Wissenschaftlerin Dr. Hickenlooper (Tilda Swinton), eine ganze Schulklasse, ein paar gestrandete Cowboys / Countrymusiker, eine Schauspielerin (Scarlett Johannson) mit ihrer Tochter und allerlei weitere verschrobene Charaktere. Und dann taucht auch noch ein Alien auf!

Selbst wenn die Geschichte relativ geradeheraus erzählt werden würde, wäre sie, nicht zuletzt ob der vielen exzentrischen Figuren, maximal kurios. Aber Wes Anderson setzt wie immer einen drauf und inszeniert den gesamten Film als Theaterstück im Film, inklusive Narration, Pausen und Meta-Einschüben aus dem Set. Wobei die Geschichte selbst mehr oder weniger realistisch inszeniert ist und keineswegs wie ein Kammerspiel wirkt. Soweit man bei einem Wes Anderson Film eben von Realismus reden kann. Der Ausnahme-Regisseur hat somit erneut „seinen“ Film abgeliefert. Dies wieder einmal so stilsicher und authentisch, dass er gleichzeitig der „wesandersonste“ Film überhaupt und einer von vielen ist. Denn welcher Wes Anderson Film ist nicht 100% Wes Anderson? Wie AC/DC erfindet er sich nicht neu, sondern liefert konsequent und auf höchstem Niveau immer wieder immer wieder genau das ab, was alle erwarten. Was nicht heißt, dass der Film in sich nicht überrascht, aber es überraschen auch die Twists von M. Night Shyamalan Filmen, nur, dass es einen Twist gibt, überrascht dort niemanden.

Ob der Film euch gefällt, hängt somit einzig davon ab, ob ihr Wes Anderson Filme mögt und vielleicht noch ob euch das 50er Jahre-, Vintage-Americana-Setting zusagt. Oder mit anderen Worten, ob ihr Lust habt 105 Minuten in Melancholie und Nostalgie zu schwelgen und smarten bis nachdenklichen, meist pointiert witzigen Dialogen zu lauschen. Stellt euch als Gedankenspiel vor, jemand hätte per KI-Eingabeaufforderung „Nope aber bitte im Stil von Wes Anderson“ ins Leben gerufen. Denn unbedacht könnte man den Film als Wes Andersons Nope beschreiben, die Basiselemente sind an sich alle vorhanden. Bis auf Alien und Wüstensetting und vielleicht noch den symmetrischen Stil wäre aber wohl kaum viel von dem genialen Witz und dem Übermaß an Kreativität des Films entstanden. Wobei, ein Punkt wäre sicher auch per KI herübergerettet worden, vielleicht nicht in der Performance aber zumindest von den Namen her, denn es ist wenig überraschend, wie immer ein Überfluss an Talent und großen Namen zu sehen, neben den bereits genannten unter anderem noch Jeffrey Wright, Bryan Cranston, Edward Norton, Matt Dillon, Steve Carell, Jeff Goldblum, Adrien Brody, Margot Robbie, und Willem Dafoe, um nur ein paar zu nennen.

Also spätestens, wenn der ganze Halloween Horror vorbei ist, sollten alle Wes Anderson Fans es sich in Asteroid City gemütlich machen. Oder eben direkt jetzt, vielleicht dann im Double Feature mit Jordan Peeles Nope…

Asteroid City (USA 2023)
Regie: Wes Anderson
Besetzung: Jason Schwartzman, Tom Hanks, Scarlett Johannson, Jake Ryan, Tilda Swinton, Jeffrey Wright, Bryan Cranston, Edward Norton, Matt Dillon, Steve Carell, Jeff Goldblum, Adrien Brody, Margot Robbie, Willem Dafoe
Heimkino-VÖ: 24. Oktober 2023, Universal Pictures

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Malte Triesch

Malte wuchs im idyllischen Lilienthal, direkt an der Grenze zu Bremen, der schönsten Stadt im Norden Deutschlands, auf. Seine frühesten Film-Erinnerungen ist, auf dem Schulhof in der neusten TV Movie alles anzustreichen was gesehen und aufgenommen werden muss. Da die Auswahl an Horrorfilmen hier doch recht be- oder zumindest stark geschnitten war entdeckte er Videotheken für sich bzw. seine Mutter, da man diese ja erst ab 18 betreten durfte. Wenn er nicht gerade Filmreviews schreibt ist er wahrscheinlich im (Heim-)Kino oder vor dem Mikrophon für den OV Sneak Podcasts, SneakyMonday.

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