SKINAMARINK – Filmkritik


Foto-© Capelight Pictures

Look under the bed.

(Dad – Skinamarink)

Zwei kleine Kinder (gespielt von Jaime Hill und Lucas Paul) wachen allein in ihrem Haus auf. Es ist Nacht, der Fernseher läuft, die Eltern scheinen nicht da zu sein und auch die Türen und Fenster sind verschwunden.

Oft ist es bei Horrorfilmen besser, so wenig wie möglich über die Handlung und den Film im Allgemeinen zu wissen, damit der Schrecken seine ganze Wirkung entfalten kann. Dies trifft auf Skinamarink nur zur Hälfte zu. Über die Handlung kann man kaum mehr schreiben als diesen einen Satz. Denn viel mehr ist da nicht. Der Horror entfaltet sich sehr langsam über die gesamte Laufzeit des Films. Ein Teil der Wirkung ist dabei auf das zurückzuführen, was vermutlich hinter der augenscheinlich simplen Geschichte steckt. In seiner endgültigen Aussage, was mit den beiden Kindern passiert, ist Regisseur und Drehbuchautor Kyle Edward Ball sehr eindeutig, obskurer als in diesem Film könnte sie jedoch kaum verpackt sein.

Somit ist es auch die Machart des Films, über die der Zuschauer fast zwingend informiert sein sollte, bevor man versucht sich auf diesen einzulassen. Der Film hat nahezu keine Dialoge und die wenigen vorhandenen folgen keinen Filmkonventionen. Ab und an flüstern die Kinder sehr naturalistisch miteinander, aber selten bis nie kommentieren sie den Plot. Dialoge werden an- und abgeschnitten, manchmal kommen Untertitel hinzu und über weite Strecken wird gar nicht gesprochen. Ähnlich ungewohnt ist die Kamera, die Figuren sind fast nie im Fokus, oft sieht man nur eine Tür oder die Decke, während sich die Szene außerhalb des gezeigten Bildes abspielt. Dazu ist der Film nahezu schwarzweiß, kaum ausgeleuchtet und das Bild extrem grobkörnig, eher schemenhaft nimmt man die Kinder wahr. Einzig im Fokus und hell erleuchtet, der CRT-Bildschirm, über den fast konstant Cartoons aus den 30ern und 40ern flimmern. Die Erfahrung des Films wird oft als eine nahezu perfekte Nachahmung kindlicher Angst und Wahrnehmung oder vielmehr die Erinnerung an diese beschrieben. Popkulturell referenziert könnte man den Film auch als eine 100 Minuten Version von den Filmen beschreiben, die Protagonisten in Horrorfilmen schauen, um sich verstört abzuwenden, eines dieser Videos bei denen am Ende Sadako aus dem Bildschirm kommt.

Mit einem Mikrobudget von um die 10.000 EUR wurde hier etwas ganz Besonderes erschaffen. Ein Film, der euch ergreifen kann und im Zweifel verfolgen wird, aber eben auch ein Film, der nahezu kein Sehvergnügen bietet. Selbst alleine in einem abgedunkelten Raum muss man sich noch ein wenig anstrengen dranzubleiben, aber es lohnt sich sehr.

Skinamarink (USA 2023)
Regie: Kyle Edward Ball
Besetzung: Lucas Paul, Dali Rose Tetreault, Ross Paul, Jaime Hill
Heimkino-VÖ: 13. Oktober 2023, capelight pictures & PLAION PICTURES

YouTube video

Malte Triesch

Malte wuchs im idyllischen Lilienthal, direkt an der Grenze zu Bremen, der schönsten Stadt im Norden Deutschlands, auf. Seine frühesten Film-Erinnerungen ist, auf dem Schulhof in der neusten TV Movie alles anzustreichen was gesehen und aufgenommen werden muss. Da die Auswahl an Horrorfilmen hier doch recht be- oder zumindest stark geschnitten war entdeckte er Videotheken für sich bzw. seine Mutter, da man diese ja erst ab 18 betreten durfte. Wenn er nicht gerade Filmreviews schreibt ist er wahrscheinlich im (Heim-)Kino oder vor dem Mikrophon für den OV Sneak Podcasts, SneakyMonday.

Mehr erfahren →