KLLO – Backwater


Foto-© Hayley Louisa Brown

Careful, can divide you
Don’t dwell on behind
Downfall will come before it all
Everything I have come
Everything I have come to lose

(Kllo – Downfall)

Ein deutsches Gehör mag vielleicht erst einmal über den vermeintlichen Klang des Namens stolpern. Dabei ist der Sound von Kllo alles andere als holprig. Viel mehr verwebt das Electro-Pop-Duo die sanfte Stimme der Sängerin Chloe Kaul mit eingängigen Beats aus Simon Lams Feder so gekonnt, dass einen das Album verschluckt und einen ein seinen Strom mitzieht. Backwater heißt das Debüt aus Melbourne, das vielleicht nicht so leicht über die Finger und Lippen der Musiker ging, wie es sich in die eigenen Gehörgänge schmiegt.

Angesichts dieser Einleitung könnte man meinen, die Rede sei von einem anderen Duo: The xx. Ein Vergleich, der den beiden Australiern mit Sicherheit nicht unbekannt ist, denn an bestimmten Punkten existieren gewisse Gemeinsamkeiten. Aber wo The xx verträumt ist, sind Kllo bestimmt. Sie erlauben sich nie derart den Faden zu verlieren, aber hier und da lassen sie ihn etwas gleiten (Nylon). Fast nie bleiben vorantreibende Beats aus, nirgends plätschert es dahin, vielmehr zeichnen sich die Songs (By Your Side) durch bewusst gewählte Höhepunkte und eine damit einhergehende Dramaturgie aus. Was bei The xx durch stilvollen Purismus erreicht wird, schaffen Kllo mit diversen musikalischen Spielereien, die hauptsächlich elektronischer Natur sind.

Allein ihre Lyrics verraten, dass die sich einem ins Ohr säuselnde süße Melancholie wohl gar nicht so zuckrig gewesen sein dürfte. Geradezu dramatisch sind die Texte zu Downfall oder Nylon, worin Kaul davon singt, dass sie nicht jung sterben möchte. Es ist gleichzeitig der ruhigste Track der Platte, in dem komplett auf Beat verzichtet wird. Derartig verletzliche Texte stehen im Gegensatz zu der sich locker gebenden Musik und das ist es irgendwo auch, was das Album zum einen interessant macht und es davor bewahrt, in die Nichtigkeit abzurutschen. Denn Kllo transportieren Gefühle.

Backwater ist an den genau richtigen Stellen entspannt oder aufreibend. Das Duo schafft es mit Beat, Keys und einer samtigen Stimme eine zu jedem Zeitpunkt stimmende Dramaturgie aufzubauen, sodass man sich ungern auch nur Minute entzieht.

Kllo – Backwater
VÖ: 20. Oktober 2017, Different Recordings
www.kllo.co
www.facebook.com/kllomusic

Sophia Sailer

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