BEACH FOSSILS – The Other Side of Life: Piano Ballads


Foto-© Andrew Cigna

Pardon me
I didn’t realize what’s in your eyes
My arms are open wide
But I can’t ever decide what I wanna do
I’m staring at the sky
But I can’t tell which way my thoughts are traveling
I try to listen to your words
But I can’t feel my head and it’s unraveling

(Beach Fossils – Sleep Apnea)

Nanu, was ist da passiert? This Year, eben noch in Erinnerung als schimmernder Auftakt des dritten Albums der New Yorker Indie-Darlings Beach Fossils, plätschert plötzlich wie Lounge Jazz zum Silvesterdinner dahin, umweht von flockigem Saxophonspiel? Es begann damit, dass sich Tommy Gardner, Absolvent der renommierten Juilliard School und von 2011 bis 2016 Drummer der Gruppe um Multi-Instrumentalist Dustin Payseur, auf Tour ein ums andere Mal am Klavier niederließ, um die Songs seines Kollegen im Stil von Bill Evans und Co. zu improvisieren. Beeindruckt nahm sich Payseur vor, aus den flüchtigen Interpretationen ein Album zu machen. Der Rest ist (Pandemie-)Geschichte.

Denn auch wenn die beiden sich gemeinsam mit Schlagzeuger Henry Kwapis stilecht zum Trio formierten: Die Aufnahmen der acht Balladen fanden nicht live, sondern Covid-bedingt in der Ferne statt. Kein ungeeignetes Setting für eine Band, die die Vereinsamung junger Großstädter*innen Album für Album in melancholische LoFi-Träume gießt.

Genau dort setzen die neuen Beach Fossils auch an: Raumgebender statt -greifender Sound, geduldig verwobene Melodien und Payseur, der seinem Gesangsstil treu bleibt und mit gewohntem Seufzen resümiert: „This year, I told myself it’d be a better one /Try not to fall back onto the knife“. Damit knüpft er so nahtlos an das Original an, dass es niemandem schwerfallen sollte, sich an die neue Instrumentierung und das gemächliche Tempo zu gewöhnen.

Und so findet sich ein Sleep Apnea – um die Überraschung vorwegzunehmen – nach minimalistischem Einstieg schon mal als Bossa wieder: „Everybody’s living or they’re dead and I’m still in my bed, I don’t have a clue.“ Das Lost-Sein der Ostküsten-Millennials umweht plötzlich ein Hauch von Saudade.

Leider bleibt dieses bittersüße Neu-Arrangement der kleine Höhepunkt des Albums. Nach knappen zwanzig Minuten bei Down The Line angekommen, hat sich die Kombination aus behaglich schwingendem Kontrabass, raschelnden Besen und dem spätestens nach der ersten Strophe dahinsolierenden Saxophon längst abgenutzt. Für sich allein funktionieren die Songs, gemeinsam bilden sie eine – bis auf wenige Ausnahmen – wohlklingende, aber sehr zahme Wiederholung der immergleichen Idee. Für die wehmütige Jahresrückschau reicht es allemal.

Beach Fossils – The Other Side of Life: Piano Ballads
VÖ: 19. November 2021, Bayonet
www.beachfossils.com
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